HTT 2016

Das 17. Herzberger Teleskoptreffen (HTT) fand offiziell vom 29.9. bis 3.10. in Jeßnigk statt.
Wie so oft sind wir schon einen Tag früher, am Mittwoch den 28.9. angereist. Die Beobachtergruppe der AStW war wieder zahlreich vertreten.

HTT Wiese
Die Südwiese auf dem HTT

1. Nacht, 28.-29.9.

Wetter:
Zunächst bedeckt, später immer häufiger Wolkenlücken, wechselnd zu hoher Dunstschicht mit gelegentl. Aufklarungen. Am Ende fast klar aber nie perfekt.

Hauptsächlich FG-Beobachtung mit meinem 8×40 und einem 20×60 (freihändig).

Objekte:

M 27 (PN),
M 27, M 13, M 92, M 56, M 15, M 2 (KH): M 56 nur im 20×60 sichtbar.
M 11 (OS, Sct), Cr 399 Kleiderbügel (Ast, Vul) auch freisichtig
M 31 (Glx And): wurde im Laufe der Nacht immer größer
M 33 (Glx, Tri): leicht strukturiert, aber keine Spiralarme erkennbar
H&Χ (OS, Per), auch freisichtig, auch im 14″
(Der 14″ Dobson war nicht justiert, wurde aber zwischendurch kurz ausgepackt.)
Offene Sternhaufen: M 52 (Cas), NGC 7789 (Cas), letzterer sehr groß (16′), im FG nicht aufgelöst, auch mit Dobs beobachtet: helle Einzelsterne mit diffusem HG.
Weitere OS: M 35 (Gem), M 37, M 36, M 38 (Aur): 37-36-38 passen gemeinsam ins GF des 8×40, NGC 663 (Cas): hell und groß, auch im Dobson beobachtet.
M 81 / M 82 (Glx-Paar, UMa): Im 8×40 schwierig, bes. M 81, im 20×60 kein Problem, deutl. oval.
NGC 457, Eulenhaufen (OS, Cas), M 34 (OS, Per), M 39 (OS, Cyg), NGC 7243 (OS, Lac), NGC 2281 (OS, Aur) schwach.


2. Nacht, 29.-30.9.

Wetter:
Bei Anbruch der Nacht durchwachsen, ca. 21:10 Uhr größeres Wolkenloch in S / SW. Bis 22:00 Uhr alles klar. Transparenz: gut, aber nicht perfekt. SQM durchgehend 21,45 m/″2 (gemessen 22:00 und 1:00 Uhr). Leichter Wind, trocken

Objekte:

M 16 (OS) & IC 4703 (EN) Adlernebel (Ser) im EF42: Der Nebel ist mit UHC- und OIII-Filter sichtbar, besser mit dem OIII. Die „Adlerform“ ist gut erkennbar.

Andromedagalaxie, M31
M31, Aufnahme von 2013

M 11 Wildentenhaufen (OS, Sct) im Ef42: Springt einen an, sternreich, einzelner Stern dominiert den hellsten Teil.

NGC 663 und M 103 (beide OS, Cas)

M 31 Andromedagalaxie (Glx, And):
bei 45,3x (Ef42) und 59,4x (PL32) Staubbänder sichtbar, im PL32 zwei davon auf der NW-Seite. EF42 mit 7,8 mm AP zu hell, SW17 (AP 3,17) etwas zu dunkel, am besten im 32er. Weit abseits des Kerns durch blinken mit UHC eine HII-Region erkannt, ist aber nicht spektakulär.
Begleiter: M 32 im SW17 gut flächig und hell zu sehen, M 110 auch gut zu sehen, deutl. elongiert.

M33
M33, rechts ist Norden

M 33 Dreiecksgalaxie (Glx, Tri) im PL32 und SW17:
Spiralarme: Die beiden langen gut zu sehen, der mit NGC 604 in der Mitte etwas schwächer, der gegenüberliegende kontinuierlich nach außen schwächer werdend. Unten ein kürzerer, „stumpfer“ Arm. Zentralbereich links heller als rechts, darin einige OS. Links v. Zentrum gebogene Kette von OS.
(Nachtrag.: „links“ meint wahrscheinl. SO, „rechts“ NW.)

M 101 (Glx, UMa) im PL32: Auf den ersten Blick nur eine diffuse Aufhellung. Bei längerer Beobachtung wirkt sie im Kern unregelmäßig. (wiederholen!)

M 82 (Glx, UMa) u. a. im 13 mm Nagler (geliehen):
Mehrere schräge Abdunkelungen auf der Zentrallinie sichtbar (Staubbänder). Eines davon direkt. Vergleich der AP 17 mm vs. 13 mm Okular: Beste Helligkeit wäre irgendwo dazwischen.

M 57 (PN, Lyr): Versuch, den ZS zu sichten gescheitert. V bis 380x.

IC 10 (Zwerg-Glx, Cas): als schwache Aufhellung zu sehen, keine Struktur.

NGC 507-Gruppe (GxH, Psc): NGC 507 und zwei weitere Glx gesichtet. Sehr schwach, strukturlos.

M 1 Krebsnebel (SnR, Tau): Hell aber strukturlos. Jedoch ist die typische Form erkennbar.

M 37, M 36, M 38 (OS, Aur): M 37 der schönste. Neben M 38 noch NGC 1907 (OS), bildet interessanten Kontrast (M 36 grob, NGC 1907 schwächer, kleiner und nebliger).

M 35 & NGC 2158 (beide OS, Gem) im PL32: Passen gerade so ins GF.

NGC 2419 Intergalactic Tramp (KH, Lyn) bei 112x und 211x: Heller als erwartet, aber nicht in Sterne auflösbar .

M 42 / M 43 Orionnebel (EN, Ori) im PL32: Der Knaller! Sehr hell und strukturiert. UHC wenig bis kein Gewinn bzw. ohne Filter ist der Gesamteindruck einfach besser.

M 78 (RN, Ori): Unscheinbar. Hereinziehende hohe Bewölkung (?)

3:30 Uhr:
Abbruch wegen hereinziehender geschlossener Wolkendecke.


3. Nacht, 30.9.-1.10.

Wetter:
Insgesamt sehr schlechte Bedingungen, nur zeitweise teilw. Aufklaren im Zenit, Transparenz schlecht, windstill, sehr nass (Tau).

Objekte:

Ein paar Standardobjekte: M 13, M 57, M 27, H&Χ, M 31 (nur der Kern sichtbar), M 103, NGC 663.
Irgendwann zerlegte es dann noch den Beobachtungsstuhl (Eigenbau) – gute Nacht!


4. Nacht, 1.-2.10.

Wetter:
Bis 0:00 Uhr bewölkt, 0:00-5:00 Uhr zeitweise klar bei gelegentlich durchziehenden Wolkenfeldern.

Okularvergleich:
3 geliehene Okulare wurden getestet:

  • 30 mm Galaxy (Erfle), 2″, 65° SGF
  • 32 mm TSWA (Erfle), 2″, 70° SGF
  • 25 mm Antares W-Series, 1,25″, 70° SGF

Gesucht wurde ein leichteres Übersichtsokular mit zufriedenstellender Abbildungsqualität, insbes. Randschärfe. Vergleichsokular: EF42
Testobjekt: H&Χ.
Ergebnis (Prozentangaben: Anteil GF-Radius):

  • 30 mm Galaxy: gut: 40%, brauchbar: <60%
    zusätzlich Verzeichnung am Rand
  • 32 mm TSWA: gut: 40%, brauchbar: 70%
  • 25 mm Antares: gut: 50-60%
  • mein Ef42: brauchbar: 70%

Fazit: Alle 3 Okulare sind hinsichtlich der Abbildungsqualität keine brauchbare Alternative zum ES30. Am besten schneidet das Ef42 ab, bei dem lediglich die AP mit 7,84 mm zu groß ist.

Nachtrag (April 2017): Durch Verbesserungen am Dobson hinsichtlich Stabilität und Gewichtsausgleich ist das ES30 nun weitestgehend einsetzbar. Die Suche nach einem leichteren Übersichtsokular ist damit obsolet.

Filtervergleich:

  • Baader OIII am 14″
  • Astronomik UHC am 14″
  • Astronomik OIII am 12″ (SkyWatcher)

Testobjekt: M 42, jeweils in Übersichtsvergrößerung

Beste Detailwahrnehmung im Baader OIII. Er ist schmalbandiger als der Astronomik OIII, liefert aber auch ein dunkleres Bild. Der UHC-Filter macht türkis-rote Doppelbilder von Sternen. Nicht schön, aber heller.
Bester ästhetischer Gesamteindruck: Ohne Filter!

Objekte:

NGC 185 (Glx, Cas): ellipt. Zwerg-Glx der lokalen Gruppe. Deutlich heller und kompakter als IC 10. War etwas schwierig zu finden wegen durchziehender Wolken.


5. Nacht, 2.-3.10.

Stephans Quintett, Karte
Stephans Quintett

Objekte:

Stephans Quintett (HCG 92) im PL15:
Schwierig. Die beiden hellsten Teile (NGC 7320 und NGC 7318) gerade noch indirekt zu halten, wobei die doppelte Komponente (NGC 7318-1 u. -2) nicht getrennt werden kann.
Später ist die nordwestl. Komponente (NGC 7319) wiederholt sichtbar. Die südl. NGC 7317 blitzt nur 1x auf. Die Sichtung ist wegen dem benachbarten Stern schwierig.

Zirrusnebel (SnR, Cyg) mit ES30 & Baader OIII-Filter:
Sturmvogel (NGC 6960 westl.-) und Hexenhand (NGC 6992/95 östl. Bogen) sehr plastisch und differenziert. Pickerings Dreieck eindeutig und direkt sichtbar. Gegenüber diesem (südl.) kleinerer Nebelfetzen.

Zirrusnebel, Karte
Zirrusnebel
Urheber: von Elphion [CC0], via Wikimedia Commons
NGC 7662 Blue Snowball (PN, And) im HR9 (211x):
Sehr hell. Filter kein Gewinn. Leichte Abdunkelung in der Mitte.

M 31, M 32, M 110 (Glx, And) – Beobachtung nicht näher dokumentiert.

NGC 185, NGC 147 (beide Glx, Cas): Zwei benachbarte Zwerg-Glx der lokalen Gruppe. NGC 147 beinahe übersehen, sehr schwach.

NGC 278 (Glx, Cas): Die Glx liegt fast in einer Linie östl. von NGC 185 und NGC 147. Sie erscheint rund und kleiner, kompakter und heller als die beiden anderen. Ich dachte zunächst, ich hätte hier noch ein Mitglied der lokalen Gruppe erwischt, es handelt sich jedoch um eine face-on Balkenspirale (SAB(rs)b) in 38 Mio. Lj. Entfernung.

NGC 891 (Glx, And) mit PL15 und SW17:
Direkt sichtbar. Im PL15 beste Detailwahrnehmung, im SW17 besserer Kontrast.
Das Staubband ist indirekt wahrnehmbar. Das westl. Ende gut definiert, das östl. weniger (Vordergrundstern stört).

Weitere Objekte, Beobachtung nicht detailliert dokumentiert:

NGC 909, NGC 910, NGC 911 schwache Glx in Abell 347 (GxH, And) in direkter Nachbarschaft (1° südöstl.) von NGC 891. Beobachtung schwierig.
NGC 404 Mirachs Geist (Glx, And): Linsenförmige (SA(s)0) Glx nahe β And.
M 37, M 36, M 38, NGC 1907 (OS, Aur)
M 45 Plejaden (OS, Tau)
NGC 1023 (Glx, Per) Stark elongiert. Typ S0 oder E7

Elsterland-Sternwarte im Abendlicht