HTT 2017

Zum Abschluss des diesjährigen Astrourlaubs ging es wie jedes Jahr seit 2008 nach Jeßnigk zum Herzberger Teleskoptreffen. Natürlich war auch der 14″-Dobson wieder dabei. Nur das 8×40 Fernglas hatte ich zuhause vergessen.
In diesem Jahr reisten wir am Mittwoch direkt aus dem havelländischen Lochow an.

1. Nacht, 20.-21. 9.

Wetter: In der Dämmerung 6/8 Cumulusbewölkung bei 7°C. Wolkenlücken wurden mit der Zeit immer größer, so dass man ab 22:00 Uhr auch beobachten konnte. Jedoch waren immer auch Wolken dazwischen und nur Teile des Himmels frei.

Objekte:

NGC 891 (Glx, And):
Vom Vorabend noch frisch in Erinnerung, wurde die Glx zur Beurteilung der Himmelsqualität nochmals besucht. Sie ist heute schon besser zu sehen.
Indirekt wird sie länger und spitzer als bei direktem Sehen (Blinkeffekt). Bes. das O-Ende der Glx blinkt bei indirektem Blick. Blickweise indirekt ist auch das Staubband zu sehen, aber nicht zu halten. Der Himmel ist wohl besser als am Vorabend, aber lange nicht perfekt.

NGC 6760 (KH, Aql): Eher kleiner KH, der im ES14 (136x) zunächst diffus erscheint. Beste Detailwahrnehmung mit dem HR9 (211x), hierbei indirekt plötzliches Aufblitzen der hellsten Einzelsterne, die aber nicht zu halten sind.

M 39 (OS, Cyg): Sehr groß. Passt gerade so ins GF vom EF42, dass man ihn noch als OS erkennen kann. Wenige helle Sterne, die zudem ähnlich hell sind wie zahlreiche Umgebungssterne. – Langweilig im Teleskop, wahrscheinlich eher ein FS-Objekt (aber es war kein FS zur Hand – vergessen).

23:30 Uhr:
Es zieht sich von SW aus immer weiter zu, Teleskop eingepackt.

ca. 0:15 Uhr:
Es klart auf, Teleskop wieder ausgepackt.

M 29 (OS, Cyg) im ES30: Klein, wenige, etwa gleich helle Sterne, die bis auf einen etwas an das Stb. Becher (Crt) erinnern.

M 34 (OS, And): Groß, eigentl. ein FS-Objekt. Viele Doppelsterne. Erinnert ein wenig an M 44, jedoch mit heterogeneren Sternhelligkeiten.

0:45 Uhr:
Es zieht sich wieder zu, Teleskop eingepackt.


2. Nacht, 21.-22. 9.

Keine Beobachtung wegen geschlossener Wolkendecke. Stattdessen wurden diverse geistige Getränke verköstigt.


3. Nacht, 22.-23. 9.

Wetter: Tagsüber wolkig aber trocken. Gegen 19:30 Uhr reißt es auf.

Bis 19:40 Uhr ist eine sehr dünne Mondsichel zu sehen (Mondalter: 2 ½ Tage).
Diese wurde im 14″ mit dem ES18 beobachtet. Bei 5-6° Höhe konnte der Mond nur im Liegen beobachtet werden. Gegen 19:40 Uhr verschwand der Mond hinter horizontnahen Wolken. Das Seeing war nicht perfekt, für diese Höhe aber ganz gut.

ab ca. 21:00 Uhr:
Versuch, NGC 6749 (Aql), einen fuzzeligen KH, ca. 12 m NW von NGC 6760, zu finden, fehlgeschlagen. Habe immer wieder versucht, mich über Ketten von Sternpaaren heranzutasten, und jedesmal verheddert. -> Genaue Aufsuchkarte drucken!

Im Folgenden habe ich mich an einigen Objekten aus dem diesjährigen Skyguide versucht (Objektauswahl von Robert Zebahl).

Kembles Kaskade (SM, Cam), eigentlich ein FG-Objekt. Ließ sich ganz schön am 14″ mit dem EF42 abfahren. Am S-Ende wartet…

NGC 1502 Golden Harp Cluster (OS, Cam): Ein paar etwa gleichheller Sterne dominiert den Haufen, jedoch gibt es dort viele weitere solcher „Augenpaare“, was dem OS ein leicht gruseliges Aussehen verleiht (Halloween Deko).

NGC 1501NGC 1501 Camel’s Eye (PN, Cam), nur etwas südl. von NGC 1502:
Beobachtet mit verschiedenen Vergrößerungen: ES14 (136x), HR9 (211x), ED75 (254x). Den PN haben Wolfgang und ich recht lange und intensiv beobachtet. Im Vorfeld hatten wir noch kein Foto gesehen. Der ZS (14,4 m) war in allen V. gut sichtbar. Die äußere Form erschien mir rund bis leicht oval. Wolfgang sah sie etwas sechseckig („wie eine Sechskantmutter“), was ich nicht bestätigen konnte. Tatsächlich hat der PN wirklich die Form eines stark abgerundeten, leicht deformierten Sechsecks (s. › hier).
Die äußere Form ist heller und wirkt gut definiert. Das Innere jedoch nicht homogen oder gleichmäßig ringförmig, sondern fleckig. Um den ZS blitzen indirekt immer wieder dunkle Stellen auf, die jedoch nicht zu halten und schlecht lokalisierbar sind.

IC 356 (Glx, Cam): Lt. Skyguide sollte diese Glx „Mit 8 Zoll […] gut erreichbar“ sein. Für mich war sie mit 14 Zoll gerade eben als leicht ovale Aufhellung sichtbar. Benachbarte Vordergrundsterne verhindern Detailwahrnehmung. Zwei Gründe für diese Diskrepanz: 1. Robert hat eben bessere Augen und ist auch ein geübterer Beobachter (Böse Zungen behaupten, er habe implantierte Restlichtverstärker). 2. Die Durchsicht in dieser Nacht war eher bescheiden
(SQM-Messung um 0:00 Uhr: 21,1 m/″2).

IC 342 (Glx, Cam): Die Glx war nur als schwache Aufhellung gerade eben wahrnehmbar. Sie ist deutl. größer, die FH geringer als bei IC 356. Ohne die Detailkarte im Skyguide währe sie unauffindbar gewesen.

0:15 – 0:50 Uhr:
Durchzug von Bodennebel. Es ist sehr feucht. Die Strandmuschel hält das schlimmste von Okularkoffer und Kartenmaterial ab.

Neptun, nördl. von ο Aqr. Der Planet war im Aufsuchokular bereits gut an der bläulichen Farbe zu erkennen.
Triton: Bei der Sichtung war zunächst nicht klar, ob es sich tatsächlich um den Neptunmond oder einen HG-Stern handelt. Die Position war jedoch auffällig ( Abstand wurde auf 7-8 Neptun-∅ geschätzt. Tatsächlich waren es 7 N.-∅. Die Identität konnte im Nachhinein bestätigt werden. PW war im umgekehrten Bild etwa 10 Uhr, also WSW.Triton Position

Triton war im HR5 direkt und im ED75 indirekt sichtbar. Bei schwächerer V. nicht zu sehen.

M 45 Plejaden (OS, Tau) im ES30: Der OS passt natürlich nicht ins GF. Vermeintliche, merkwürdig symmetrische „Reflexionsnebel“ rühren vom bereits leicht angetauten FS. Diesen nun erstmal freigeföhnt. Wenige, deutl. schwächere RN bleiben übrig. Um den Stern Merope zeigte sich eine schwache Aufhellung, die möglicherweise der RN NGC 1435, jedoch auch eine Überstrahlung durch den hellen Stern (oder beides) sein konnte. Ein echter Meropenebel hätte m. E. asymmetrischer sein müssen. Innerhalb dessen hielt ich Ausschau nach IC 349 (Barnards Merope Nebel), der aber mit Sicherheit nicht zu sehen war.

M 38 und NGC 1907 (OS, Aur) im 12″ Dobson mit 31 mm Nagler: Sehr schöner Anblick zweier verschieden großer OS.

3:00 Uhr:
Inzwischen sind weitere Nebelbänke durchgezogen. Der Nebel auf der benachbarten Wiese hält sich, am Beobachtungsplatz ist es meißt frei.
Horizontsicht verschlechtert sich, einzelne Wolken ziehen durch. Im Zenit bleibt es noch einigermaßen klar.

M 1 Krebsnebel (SnR, Tau) mit ES14 & zeitweise CLS-Filter:
Die typ. Form ist gut zu erkennen. Im S etwas heller als im N. Der Nebel reagiert gut auf den CLS, wirkt dadurch innen ansatzweise strukturiert („fleckig“). Mit UHC-Filter hingegen wird das Bild zu dunkel.

NGC 2392, EskimonebelNGC 2392 Eskimonebel (PN, Gem): Klein, rund, hell. Der ZS ist deutl. direkt sichtbar. Bester Kompromiss aus Detailwahrnehmung und Helligkeit im HR9. Der PN zeigt zwei konzentrische Zonen der Helligkeit.

M 35 & NGC 2158 (OS, Gem)
Im EF42 passen beide voll ins GF. Im ES18 wird es schon eng, Haufencharakter geht verloren. Im ES14 fängt der entfernte NGC-Haufen sich in Einzelsterne aufzulösen (Zumindest die hellsten Sterne).

4:05 Uhr: 5°C, SQM-Messung 21,44 m/″2

θ Ori (Trapez) in M 42 an meinem Dobs mit einem Lundt 5 mm mit 105° SGF (ähnlich Ethos-Okular): Toll! Das GF ist größer als man überblicken kann. Zum Vergleich wird das HR5 herangezogen. Einige Mitbeobachter meinen eine geringfügig bessere Transmission beim HR5 festzustellen. Ich selbst war schon zu müde für solche Feinheiten und begann zusammenzupacken.


Am Tage des 23. 9. (Samstag) reisten wir bereits ab (wie viele andere auch), da die Wettervorhersagen sehr viel Regen und keinen klaren Himmel mehr vorgesehen hatten.

Fazit:

Die Ausbeute an Beobachtungszeit war dieses mal nicht berauschend, trotzdem war es ein schönes Treffen.

Mögliche Verbesserungen am Dobson:

  1. Leuchtpunktsucher mit justierstabiler Halterung anstatt des Rigel-Quickfinder
  2. Spiegel von unten gegen Staub schützen
  3. Die Frage, welche Okularbrennweite für höhere Vgr. angeschafft werden könnte bleibt erst einmal ungeklärt. Erst noch vorhandene Okulare mit Barlow testen.
  4. Markierungen an HS-Abdeckung anbringen (der Deckel ist im Dunklen nur schwer in die richtige Position zu bringen).
  5. Deutlichere Beschriftungen der Okular-Drehpacks
  6. Evtl. Anschaffung einer Bauchtasche für Okulare
  7. Folie unterm Dobson nicht sinnvoll (Nässe sammelt sich).

Nachtrag (2018):
Die Punkte 1, 4, 5 und 6 sind inzwischen umgesetzt, der Punkt 2 provisorisch.
Zu 3.: Ende 2018 wurde ein 5,5 mm ES mit 100° SGF angeschafft.