HTT 2019

Das 20. HTT fand auch im Jahr 2019 wie gewohnt im südbrandenburgischen Jeßnigk,  statt.  Am Donnerstag den 26. 9. reisten die Meisten unserer Berliner Truppe an.
In der 1. Nacht war wetterbedingt keine Beobachtung möglich, jedoch entschädigte uns die jeßnigker Abendsonne mit einem Paar schöner Nebensonnen

Nebensonnen am 26. 9. 2019

27. 9. 2019

Tagsüber andauernder Regen. Abends klart es auf. Es soll die erste klare Nacht werden, allerdings ist alles noch sehr nass und es beginnt bereits am frühen Abend der Tauniederschlag.

2. Nacht, 27./28. 9. 2019

20:07 Uhr:
ι Cas (MfSt, Cas 4,53 m) im ES14
Ich sehe 3 Komponenten (A-B-C). Die hellste ist A. Sie wirkt gelblich-weiß. Die zweithellste, B, steht 1-2″ (sehr eng) W von A. Sie wirkt orangener. Die schwächste Komponente (C) steht etwa 3-4x so weit entfernt im S. Letztere könnte wieder etwas weißer sein (unsicher).
(Anm: A/B: PW 230° Dist. 2,7″ – A/C: PW: 114° Dist. 7,4″ (Daten von 2009))

Saturn in Karstens Dobson mit Jürgens 5 mm (300x)
Steht recht niedrig (12°), etwas Farbe durch atm. Dispersion. Ringöffnung recht groß. Cassinische Teilung ganz außen, nicht umlaufend zu sehen. Auf der Planetenscheibe ist etwas Struktur zu erkennen, aber nicht klar begrenzt.

Kemble 2 (kleine Cassiopeia, Ast, Dra):
War ein Tipp aus dem Skyguide. Im ES30: Passt gut ins GF, schöner Anblick, steht aber Kopf („Himmels-M“). Ein Stern in der Mitte ist etwas rötlich, bei den anderen keine Auffälligkeiten.

bis 20:38 Uhr:
ISS-Überflug. Die Raumstation konnte mit dem Teleskop im ES30 verfolgt werden. Es war etwas wackelig aufgrund der schnellen Bewegung, die Station war aber gut zu erkennen v. a. die Solarpaneele, die in Richtung Zenit perspektivisch immer kürzer wurden.

20:41 Uhr:
C/2018 W2 (Africano) (Komet, Per, ca. 7-9 m) Erst im ES30, später ES14. Die Beobachtung konnte erst nach einigen Wirrungen als gesichert gelten. Der Komet zeigt sich als großer matter Fleck ohne Schweif, da dieser von der Erde weg zeigt. Er bildet die Spitze eines spitzen Dreiecks mit zwei Sternen. (Es ist leider nicht mehr nachvollziehbar, welche Sterne ich da gemeint haben könnte.) Die Koma misst wenige Minuten, umgeben von einem schwachen Halo, der etwa 3x so groß ist. Indirekt ist ein stellarer Kern erkennbar.

Beginn der astronom. Dunkelheit: 20:48 MESZ

NGC 5987 (Glx, Dra, 11,9 m) Mit dem ES30 schnell gefunden, klein, schwach, schon als diffus und elongiert zu erkennen, aber schwierig zu beobachten.
Im ES14: Umliegende Sterne blenden. Selbst ein schwacher Stern (11,4 m) unmittelbar westl. (nordwestl.) des Zentrums stört die Beobachtung. Ein hellerer Stern (6,5 m) etwas südl. (südwestl.) stört besonders. PW der Elongation etwa SW-NO. Die Elongation ist bei 136x/AP 2,6 nur indirekt zu sehen.

Die Bedingungen werden schlechter: Teleskop beginnt zuzutauen. Heranziehende Wolken am Horizont.

Draco-Triplett (Holm 719 bzw. KTG 64)
Auf Anhieb sind 2, nach kurzem Freiföhnen des FS alle 3 Glx nebeneinander zu sehen. Sie passen bequem ins GF des ES18 (47′) Am auffälligsten ist die mittlere (NGC 5982, 11 m): heller Kern, mittelgroß, kompakt und schwach, ca, 1,5:1 elongiert, die östlichste (NGC 5985, 11,1 m) ist nicht ganz so auffällig, zwar diffus ausgedehnt und in SSW-NNO etwa 3:1 elongiert, aber nicht so flächenhell. Die vorangehende (westliche) (NGC 5981, 13,2 m) ist am schwierigsten, nicht zuletzt, weil auch hier wieder ein Stern in der Nähe steht, der etwas blendet. Letztere ist am stärksten elongiert, sehr dünn,

NGC 5987 (s. o.) im ES18. Weiterhin gut zu sehen. Ich muss die Glx am GF-Rand platzieren um den hellen Stern loszuwerden.
Die Glx war eine Empfehlung im Skyguide. Es sollen Staubbänder zu erkennen sein. Bei hoher Vergrößerung (ES55) fehlt es dafür aber an Licht und das Seeing ist auch zu schlecht Die Glx ist gerade noch wahrnehmbar. Im HR9 ist das Seeing erträglich. Der fast stellare Kern der Glx zeigt sich blickweise. Die Glx ist fast nur indirekt zu sehen, dabei länglich, evtl. etwas fleckig um den Kern herum (sehr unsicher).

M 102 (NGC 5866) (Glx, Dra, 9,9 m) Schnell gefunden, über das ES14 schnell auf das HR9 gewechselt weil auch hier ein heller Stern in der Nähe stört. Sie ist deutlich in O-W (SO-NW) -Richtung, etwa 1:5 elongiert. In der Mitte zeigt sie klar einen Bulge, zu den Rändern spitz. Sie wirkt fleckig bzw. in ihrer Diffusität etwas unruhig, nicht wie eine linsenförmige oder elliptische Glx (ist sie aber: Typ S0). Die innere Struktur ist aber nicht genau bestimmbar. Ein Staubband ist nicht zu sehen. (? Entweder eine glatte Fehlbeobachtung oder es ist gerade das Stbb, was ich hier als „Struktur“ bemerkt habe). Die Glx wirkt am N-Rand (NO-Rand) schärfer begrenzt als am S-Rand (SW-Rand). Das W (NW) -Ende scheint etwas spitzer und kürzer zu sein (unsicher).
Sie wird an ihren Längsseiten von zwei Sternen flankiert, die vom Zentrum aus etwas nach W versetzt sind. Der nördl. Stern ist etwas heller. Beide sind aber nicht so hell, dass sie stören würden.

22:25 Uhr:
Die Transparenz ist schlecht. Es ist taunass. Die Sternkarten verwandeln sich in Pappmaché, meine Brille beschlägt andauernd. Das alles nagt etwas an der Beobachtungsdisziplin.

NGC 891 (Glx, And, 10,1 m) im ES18. Hauptsächl. als Test der Himmelsqualität beobachtet. Das Stbb. ist indirekt blickweise zu erahnen. Das NNO-Ende ist bei der gegebenen Transparenz fast nicht zu sehen.

NGC 5907 (Splinter-Glx, Glx, Dra, 10,4 m) Schöne Edge-on Glx. Sehr dünn und lang, wobei die Enden nicht gut auszumachen sind.
Sie ist in NW-SO -Richtung elongiert. Das SO-Ende erscheint etwas definierter. Ebenso ist die NO-Längsseite schärfer begrenzt als die SW-Seite (weil das Stbb am SW-Rand verläuft).

NGC 5907 bildet ein Dreieck mit M 102 und NGC 5879.
NGC 5879 (Glx, Dra, 11,4 m) im ES18 und ES14. Wieder stört ein Stern in der Nähe. Die Glx erscheint „mittelklein“ (an den Größenangaben könnte ich noch feilen), kompakt, etwa 2 bis 2,5 zu 1 elongiert in Richtung NNW-SSO (eigentl. N-S mit Tendenz zu NNO-SSW. Ich beobachte eine systematische Fehleinschätzung meiner PW).
Die Glx keigt eine deutlich verdickte Kernregion bzw. Bulge. Sie scheint im indirekten Sehen auf der ONO (O) -Flanke schärfer begrenzt (unsicher).

NGC 6125 (Glx, Dra, 12 m) Ähnliche Helligkeit wie NGC 5879, evtl. etwas größer. Sichtung unsicher, es könnte auch eine Ansammlung von schwachen Sternen sein. Karsten meint, indirekt etwas nebliges sehen zu können.

23:40 Uhr:
Es ist weiterhin feucht. Für NGC 4236 habe ich vorsorglich noch einmal alles frei geföhnt.

NGC 4236 (= C 3, Glx, Dra, 10,1 m) Leicht zu finden zwischen den Sternen Kappa & Lambda Dra, den beiden Sternen über dem Kasten vom großen Wagen. Sie ist sehr groß, länglich und diffus, sehr flächenschwach.
Im ES18 passt sie ins GF, etwas mehr Umfeld und AP wäre aber schön. Das ES30 ist aber in dieser Höhe (knapp 32°) zu schwer.
Deutlich fällt im Inneren ein heller, länglicher, aber nicht kondensierter Balken auf. Dieser ist umgeben von etwas schwachem Größeren, was nur indirekt sichtbar ist, aber etwas breiter wirkt. Das Ganze ist etwa 1:3 bis 1:4 elongiert in Richtung N-S oder NNW-SSO (letzteres ist richtig). Die Länge ist etwa 1/2 bis 2/3 des GF vom ES18 (d. h. 0,25 – 0,3°). Keine weiteren Details.

NGC 890 (Glx, Tri, 11,3 m) Diese Glx hatte ich im letzten Jahr gar nicht gefunden, dieses mal auf Anhieb.
Im ES14: Sie ist klein, rund, diffus, mit einem nicht ganz stellaren, etwas scheckigen (?) Kern.Sie zeigt keine erkennbare Elongation. Der Bereich um den Kern ist nicht scharf begrenzt und nur indirekt zu sehen.
(Seltsam, zum 2. mal beschreibe ich diese Ellipse als scheckig oder unruhig (s. hier), was sie auf Fotos nicht ist.)

NGC 925 (Glx, Tri, 9,9 m) etwas westl. von NGC 890. Zügig gefunden. Sie ist deutlich größer als NGC 890. Länge ca. 1/3 GF des ES14 (= 12′). Sie ist deutlich in WNW-OSO-Richtung elongiert. Insgesamt diffus und sehr unruhig, ein hellerer Kern ist erkennbar aber nicht stark kondensiert. Der Kern erscheint etwas nach S versetzt (unsicher).
Indirekt ist die Form am besten zu erfassen. Sie wirkt wie eine 3:1-elongierte, spitz zulaufende Spiral-Glx in schräger Aufsicht. Spiralarme sind dabei nicht eindeutig auszumachen.

NGC 404 (Mirachs Geist, Glx, And, 10 m): klein, diffus, keine Details.

M 74 (Glx, Psc, 9,1 m) schöne große Glx, die mir heute nicht deutlich ihre Spiralarme zeigt, sich aber durch ihr unruhiges Inneres als Spiral-Glx verrät. Der Kern ist ausgedehnt (mehrere Bogensekunden, nicht kondensiert) und hell. Der Kern scheint etwas nach S oder SW versetzt zu sein (?).

01:02 Uhr:

NGC 772 (Glx, Ari, 10,3 m) „Mäßig klein“ (hat im ES14 eine ansehnliche Ausdehnung). Wirkt auf den ersten Blick rund, indirekt evtl. etwas länglich (unsicher). Im SSW eine sehr schwache Begleit-Glx (d. i. NGC 770). NGC 772 wirkt indirekt recht ruhig, aber nicht 100%ig. Der Kern ist nicht stellar aber etwas kondensiert.
(NGC 772/770, auch Arp 78 sind ein paar wechselwirkender Glx. Ein Spiralarm von 772 ist stark nach W ausgestellt und könnte bei guten Bedingungen beobachtbar sein. Wiedervorlage.)

M 77 (= Cetus A, Glx, Cet, 8,9 m) „Gar nicht mal so groß“ (Au weia), heller, innen fast stellarer Kern, darum ein ebenfalls heller, aber schwächerer Zentralbereich. Um den Zentralbereich fällt die Helligkeit stark ab. Der diffuse Außenbereich ist zum Hintergrund nicht klar begrenzt. Kern und Außenbereich wirken auf mich ein kleines bisschen in N-S elongiert (stimmt nur für den Kern). Es könnte sich um eine elliptische Glx handeln (unsicher). (falsch, es ist eine Sb-Spirale.)

NGC 1087 (Glx, Cet, 10,8 m) Ganz in der Nähe (südwestl.) von M 77. Sie ist rund, diffus, deutl. flächenschwächer, dafür schärfer begrenzt und etwa genau so groß wie M 77. Sie ist nur indirekt sichtbar.

Durchziehende Wolken stören die Beobachtung. In der Nähe sind weitere schwache Glx verzeichnet, auf die wegen der mittelprächtigen Transparenz verzichtet wurde. Die Elsterland-Sternwarte ermittelt bis zu dieser Zeit einen SQM-Spitzenwert von 21,52 m/″2.

01:35 Uhr:
Ein leichter Wind kommt auf und vertreibt die Feuchtigkeit etwas aber bald ziehen Wolken herein, was zu einer längeren Beobachtungspause zwingt. Irgendwann klarte es noch mal auf, aber ich hatte meinen 14″ schon eingepackt. In dieser Zeit haben wir noch M 35 freiäugig gesehen und an Jürgens 12″ den Pferdekopfnebel mit H-Beta Filter zu sehen versucht, was uns aber nicht gelang.

Um 03:45 Uhr habe ich die Beobachtung für diese Nacht beendet.

28. 9. 2019, tagsüber:

Morgens gegen 9:45 Uhr zeigt sich kurz ein Regenbogen über der Elsterland-Sternwarte.

Regenbogen über der Elsterland-Sternwarte am 28. 9. 2019
Ein Regenbogen über der Elsterland-Sternwarte am Morgen des 28. 9. 2019

Es regnet bis zum Nachmittag, Abends ziehen z. T. beeindruckende Wolkenformationen durch.

Wolken

Wolken

3. Nacht, 28./29. 9. 2019

20:12 Uhr (Dämmerung):
Es ist weitestgehend klar, nur vereinzelt Wolken am Himmel. Die Nacht scheint trockener zu werden. Für die Nacht ist lt. Prognose mit gelegentlichem Durchziehen von Wolkenfeldern zu rechnen.

20:35 Uhr:
NGC 7009 (Saturnnebel, PN, Aqr, 8 m) im HR9. Der PN steht mit ca. 24° recht tief. Deutlich türkis und O-W-elongiert, jedoch nicht wie bei Glx sondern so, dass es tatsächlich wie ein unscharfer Saturn wirkt: Ein hellerer, ovaler Kern, überlagert von schwächeren Ausbuchtungen, beide in der gleichen Richtung elongiert, der Kern aber viel weniger.
Die Beobachtung wird unterbrochen von durchziehenden Wolken. Eigentlich stand hier noch der Helixnebel NGC 7293 auf der Agenda, der aber mit knapp 10° noch deutlich tiefer stand.

21:05 Uhr:

Nur Wolkenlücken, daher kleine Fernglastour: M 51 im 8×40 FS gefunden. M 110 nicht gefunden (M 31 vermutlich schon).

22:15 Uhr:
In Zenitnähe ist es klar. Mit Besuchern kurz M 13 und M 15 angeschaut.

NGC 7789 (Carolines Haystack, OS, Cas, 6,7 m) im ES30: Der (von Caroline Herschel 1783 entdeckte, 25′ große) OS wird auch Carolines Rose genannt. Gewundene Sternketten in seinem Inneren lassen diesen Namen für mich plausibel erscheinen.

23:20 Uhr:
Teleskop wegen leichtem Regen eingepackt.

01:20 Uhr:
SQM: 21,28 m/″2. Himmelstemperatur: -32° C. Luft: 14,7° C. Es ist windig.
Die Wolkendecke wird löcherig, ich lasse den 14″ aber eingepackt und beobachte mit dem FS.

NGC 7789 (s. o.) ist auch im 8×40 FS gut zu finden. Er ist erkennbar als große Aufhellung westl. des Cassiopeia-W, nördl. und südl. eingerahmt von 2 x 2 Sternen (u. a. ρ & σ Cas).

M 37, M 36, M 38 (OS, Aur), auffällig gut zu sehen, bes. M 37, der im FG am rundesten und homogensten wirkt. M 36 ist der kleinste der Drei. Er wirkt im Zentrum etwas heller als die anderen. M 38 ist der größte der Drei, aber trotzdem der am wenigsten auffällige, da am wenigsten flächenhell. Letzterer wirkt etwas unregelmäßig, lange nicht so rund wie M 37.

Zwischen θ und β Aur, auf Höhe der Verbindungslinie M 37 – M 36 (etwas südl. davon) befindet sich der DN Barnard 34. Er lässt sich im FS ganz gut nachvollziehen als ein Ort ohne Sterne.

Wieder in der Nähe von NGC 7789, etwas westl. von σ Cas entdecke ich den OS Stock 19.
Er ist im FS gut zu sehen, deutlich kleiner als NGC 7789, aber ähnliche FH.

01:55 Uhr:
Es ist komplett klar.

M 35 ist indirekt freisichtig zu sehen.

M 81 und M 82 (Glx, UMa) im FS. Mit dem 8×40 habe ich M 82 zunächst übersehen. Beim Blick durch ein 15×70 FG konnte ich die Position fixieren und im 8×40 dann nachvollziehen.

M 31 (Glx, And) ist sehr schön im FS zu sehen. Den Begleiter M 32 habe ich durch Kenntnis der Lage auch problemlos gefunden, sie wirkt allerdings stellar. M 110 ist deutlich schwieriger und nur indirekt zu sehen.

02:40 Uhr:
Von W zieht es sich wieder zu. Ich beende die Beobachtung.


Abendsonne auf dem HTT