Lochow, August 2020

In diesem Sommer wollten wir, so die Idee, den Mühen des Campingbetriebes entsagen, das WHAT nur tagsüber besuchen und nachts hier beobachten. Dies war schon seit letztemJahr so geplant und hat uns den Urlaub gerettet, denn das WHAT ist inzwischen abgesagt worden.

Neben dem 14″ Dobson hatte ich die MiniTrack LX3 im Gepäck, eine mechanische Foto-Montierung, die das Nachführen einer Kamera für einen begrenzten Zeitraum (etwa 1h) mit moderaten Brennweiten erlaubt.

1. Nacht, 15. / 16.  8.

Bei der Anreise herrschten hochsommerliche Temperaturen > 30° C.
Die Nacht wurde durchgehend klar, aber nur langsam kühlte es ab. Bis etwa 1 Uhr konnte im T-Shirt beobachtet werden. Der Dobson war wegen eines Problems mit der Sucherausrichtung erst ab der 2. Nacht benutzbar.

Ich habe mich dann intensiv mit der MiniTrack beschäftigt und während der Aufnahmen ein wenig mit dem FG beobachtet. Die Transparenz war gut, wenn auch nicht überragend. Das Seeing war eher schlecht.

Die Fotos in dieser Nacht sind mit der Canon und dem EF 2.0/100 mm entstanden. Die Einzelbilder wurden durchgehend 90 s belichtet bei ISO 1600 und f/2,8.

Nordamerika- / Pelikannebel:

NGC 7000 / IC 5070
NGC 7000 (Nordamerikanebel, EN, Cyg, 6,0m) und IC 5070 (Pelikannebel, EN, Cyg, 8,0m). Stack aus 17 Aufnahmen. Bildausschnitt ca. 10° x 6° 40′.

Die „Ostküste“ und den „Golf von Mexiko“ besuchte ich auch mit dem 10×50 Feldstecher. Die Kante war klar auszumachen. Etwas schwieriger war da schon die Sichtung des Pelikannebels, aber zumindest die Abdunkelung zwischen den beiden war wahrnehmbar.

Cygnus Wolke:

Stack aus 15 Einzelbildern. N auf PW 15°. Bildausschnitt ca. 12° 59′ x 8° 39′.

Ein Ausschnitt der Milchstraße im Schwan zwischen Sadr (γ Cyg) und η Cyg. Das Foto ist bewusst als „astronomisches Wimmelbild“ konzipiert, da sich in dieser Gegend zahlreiche DSO tummeln. (Wer findet den Sichelnebel?)

Das Bild soll noch genauer ausgewertet werden.

IC 1396 (EN / OS, Cep)

Stack aus 17 Aufnahmen. N auf PW 46°. Bildausschnitt ca. 12° 59′ x 8° 39′.
Der helle, orangene Stern im NO ist μ Cep, Herschels Granatstern, ein M2-Riese.

2. Nacht, 16. / 17. 8.

Die zweite Nacht war anfangs sehr klar, später ließ die Transparenz deutlich nach. Der Dobson war wieder einsatzbereit. Nebenher wurde aber auch noch fotografiert.

Cassiopeia

Das Bild entstand wieder mit der Canon, dieses mal aber mit dem 17-70 Sigma-Zoom bei f = 50 mm, f/5,6, ISO 3200, 10 x 120 s.
Das Objektiv bildet bei dieser Brennweite und Blende leider nicht randscharf ab, weswegen das Format stark beschnitten wurde.
N auf PW 342°.

Die hellsten Sterne sind stark aufgebläht. Es kam aber kein Weichzeichner zum Einsatz und ich konnte auch keinen Taubeschlag feststellen. Vermutlich macht sich hier atmosphärischer Dunst bemerkbar.

Auch hier lassen sich zahlreiche DSO nachweisen, die Auffälligsten sind:
NGC 281 (Pac-Man-N., EN, 7,3 m)
NGC 457 (Eulenhaufen, OS, 6,4 m)
M 103 (OS, 7,4 m)
NGC 663 (OS, 7,1 m)

Visuell in dieser Nacht:

21:20 Uhr (bürgerl. Dämmerung):
Die ersten Sterne kommen raus. Das Sommerdreieck ist zu sehen.
Die Temperaturen werden nach einem weiteren heißen Tag langsam angenehm.
T-Shirt-Wetter bis 22:00.

22:30 Uhr (astronom. Dämmerung):
Die Transparenz scheint sehr gut zu sein, jedenfalls klarer als in der Nacht zuvor.

M 51 (Glx, Cvn) im ES14 ist erstaunlich detailliert zu sehen, mit mehreren Spiralarmen und der Brücke zwischen den Glx. Kern der großen Glx ausgedehnt, der kleinen eher stellar kondensiert.
An der großen lassen sich zwei Spiralarme lokalisieren, einer im S und einer von NO über N nach W. Dazwischen weitere unregelmäßige Strukturen. Insges. wirkt die Scheibe rosettenartig.

Tief am Südhorizont zeigt sich Jupiter, ist aber mit dem Dobson nicht erreichbar.

NGC 891 (Glx, And) im ES14:
Die Transparenz hat nachgelassen. Die Glx ist trotzdem noch einigermaßen sichtbar, dabei die SSW-Hälfte heller und schärfer begrenzt als die NNO-Hälfte. Durch die unklare Begrenzung im NNO ist die Ausdehnung schwer abzuschätzen. Der zentrale Bulge wurde als Verdickung wahrgenommen.

23:53 Uhr:
M 11 (Wildentenhaufen, OS, Sct) im ES14 ist der OS zwar nicht formatfüllend, jedoch sehr präsent im GF. Auffällig ist ein heller Stern nahe der Mitte (gehört der dazu?).
Anordnungen von Sternen etwa gleicher Helligkeit die seltsam eckige Muster bilden: Drei längliche Blöcke, davon einer unvollständig, die von dunklen Zonen unterbrochen werden, die sich zusammen zu einem Quadrat ergänzen. Das Ganze erinnert an Arrays von Glühbirnen, die eine Leuchtreklame bilden.
Das Seeing ist nicht besonders gut.

00:20 Uhr:
M 76 (Kleiner Hantelnebel, PN, Per, 10,1 m), zunächst im ES14:
M 76 ist recht klein (3,12′) und teilt sich deutlich in eine dunklere und eine hellere Hälfte, die zusammen ein längliches Parallelogramm bilden.
Er ist etwas heller, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Mein billig-OIII bringt etwas Kontrastgewinn, dafür dunkleres Bild. Der Helligkeitsunterschied der Hälften bleibt erhalten. Die Einschnürung dazwischen wird etwas deutlicher. Insgesamt kein großer Gewinn.
Das HR9 (211x) bringt einen Zuwachs an Detailerkennung: der dunklere Teil scheint diffuser, nur indirekt sieht man dort eine runde Kante. Der hellere Teil (im SW) spreizt sich zum Ende knochengelenkförmig auf. Die Einschnürung wird dadurch deutlicher.

00:37 Uhr:
Die Nacht ist deutlich kühler als die vorherige. Im O über Berlin zeigt sich eine Schleierwolke, der übrige Himmel ist aber noch klar.

NGC 404 (Mirachs Geist, Glx, And, 10 m)
Die Glx liegt in unmittelbarer Nachbarschaft (7′) zum Stern β And (Mirach), welchen man sich bei der Beobachtung aus dem GF halten muss.
Im HR9: Die Glx ist gut zu sehen, allerdings nicht strukturiert. Es ist m. W. eine kleine elliptische (richtiger: linsenförmige) Glx.
Sie wirkt rund. Keine Elongation erkennbar. Kondensiert im Zentrum, nach außen diffus.

01:25 Uhr:
Mars steht jetzt hoch genug (25°), dass man einen Blick riskieren kann:
Im HR9 ist das Bild sehr hell und das Seeing schlecht. Die Ränder des Planeten überstrahlen. Zudem macht sich atmosphärische Dispersion bemerkbar. Nur die südl. Polkappe ist deutl. Sichtbar. Horizontal in der Mitte ist eine Albedostruktur lokalisierbar, aber nicht wirklich erkennbar. Sie nimmt die südl. 2/3 der Scheibe des Mars ein.
Ich versuche es mit einem tiefroten Farbfilter: Dieser dunkelt den Mars erheblich ab, fast schon zu viel, wirkt aber auch seeingberuhigend.
Die zuvor nur erahnten Albedostrukturen werden jetzt erkennbar.
Die Struktur ragt knapp über den Marsäquator nach N, wirkt in der Mitte recht breit, läuft nach W zusammen (richtig: nach O, in der Mitte die Grenze des hellen Arabia Terra zum dunkleren Meridianum Planum).
Trotzdem wünsche ich mir einen Filter, der weniger abdunkelt, den ich aber nicht dabei habe.

02:04 Uhr:
M 33 (Glx, Tri), zunächst in Ef42 eine diffuse Aufhellung, bei näherer Betrachtung deutlich elongiert in SO-NW. Das Zentrum scheint nach SO verschoben zu sein. Im SW setzt sich ein Spiralarm ab, der W, evtl. NW des Zentrums ansetzt und sich dann CCW nach außen bis in den SO zieht.
Dabei SW des Zentrums eine Abdunkelung, die diesen Spiralarm abtrennt.
Im N sehe ich einen weiteren Spiralarm, der im O oder NO „entspringt“ und sich dann über N bis W (NW) erstreckt. Dieser setzt sich teilw. etwas weiter von der Zentralregion ab als der zuvor Beschriebene (?).
Wechsel zu ES18 (106x): Dies scheint (wie schon bei früheren Beobachtungen) die optimale Vergrößerung für M 33 zu sein. Die Glx füllt das GF fast aus. Zahlreiche Details werden sichtbar, v. a. Binnenstrukturen und ca. 10-11 Supersternhaufen um das Zentrum.
Im N-Arm sehe ich eine kleine, aber deutlich flächige, klar begrenzte Aufhellung, dies müsste NGC 604 sein. Von drei weiteren, in der Karte verzeichneten H-Alpha-Gebieten kann ich nur eines indirekt wahrnehmen. Dieses allerdings deutlich diffuser als NGC 604.

02:33 Uhr:
IC 1747 (PN, Cas, 12 m) Ein winziger (0,3′), fast stellarer PN in der Cassiopeia, ganz in der Nähe von ε Cas, der sich im ES18 nur durch Blinken mit dem OIII zu erkennen gab: Ein Stern in der Nähe hat ohne Filter die gleiche Helligkeit, wird aber vom Filter deutlich mehr abgedunkelt.
Im HR9 wird er dann flächig rund und etwas grünlich. Evtl. ein Mini-Ringnebel (gar nicht so falsch). Evtl. etwas in N-S elongiert (unsicher), sonst keine Details.

3. Nacht, 17./18. 8.

In dieser Nacht klarte es nur kurz zwischen 23:30 und 0:00 auf. In dieser Zeit haben wir schnell ein paar FS-Objekte aufgesucht. Darunter M 39 (OS, Cas, 4,6 m) und NGC 7000.

18. 8., abends

Am NO-Horizont bildet sich eine eindrucksvolle Gewitterwolke:

Gewitterwolke

Gewitterwolke

5. Nacht, 19./20. 8.

Zum Abend klarte es auf. Durchziehende Zirrusbewölkung störte in dieser Nacht weiterhin die Astrofotografie und schränkte die visuelle Beobachtung zeitweise ein.
Die Transparenz variierte dabei von brauchbar bis völlig zugezogen. Die Wechsel vollzogen sich teilweise schnell so dass ein längeres Ausruhen in den bewölkten Phasen nicht in Frage kam. Unsere Geduld wurde damit auf die Probe gestellt, zahlte sich aber letztlich aus.
In den besseren Phasen wurden bis ca. 3:30 der Mars und das eine oder andere prominente DSO beobachtet. Auf die Beobachtung von sehr schwachen DSO habe ich dabei weitgehend verzichtet.

Mitbeobachter: Jürgen, Rainer und als Gäste Steffi, Linda und Marianne.

Zunächst gilt es, den Angriff der Mücken zu überleben. Ein paar Zirren ziehen noch durch. Kamera und Dobson stehen bereit. Bis zum Start der Aufnahmen musste ich noch bis 23:00 warten.

21:55 Uhr:
NGC 457 (Eulenhaufen, OS, Cas, 6,4 m) Nachdem wir uns zum wiederholten Male an der charakteristischen Eulen- bzw. E.T.-Form erfreuten, nahm ich mir etwas Zeit, den Haufen einmal näher zu betrachten. Die Form, mit Ausnahme der Augen, die vermutlich Vordergrundsterne sind, wird nur scheinbar von gleichhellen 8-mag-Sternen gebildet. Um den inneren Teil sind zahlreiche Sterne sichtbar, die noch 2-3 Klassen schwächer sind.

NGC 436 (OS, Cas, 8,8 m) Ein unspektakulärer Haufen, ganz in der Nähe. Die Sterne sind von unterschiedlicher Helligkeit und insges. schwächer als in NGC 457. Der OS fällt auch deshalb kaum auf da er in seiner näheren Umgebung von einigen helleren Vordergrundsternen flankiert wird und selber eine eher lockere Struktur aufweist. Die hellsten Sterne bilden ein Dreieck, welches mich an das klingonische Wappen erinnern. Die schwächeren Sterne runden das ganze wieder ab.

Nicht gefunden: NGC 433 (OS), ein Stück W von β Cas. Ich konnte beim besten Willen nicht feststellen, welche der zahlreichen Sternansammlungen das sein sollte. (Nachtrag: Der Haufen misst nur ca. 5′ x 5′ und hat eine etwa T- oder X-förmige Struktur mit einem helleren Stern im Kreuzungspunkt -> Wiedervorlage)

23:05 Uhr:
Kamera läuft. Bis 03:30 Uhr wurden 136 Einzelbilder belichtet, von denen 60 brauchbar waren.

Herz- und Seele-Nebel

Bild: Emissionsnebel im östlichen Teil der Cassiopeia
Mitte links: Seelennebel (auch: Embryonebel), Sh-2 199 bzw. Westerhout 5
Rechts oberhalb der Mitte: Herznebel, IC 1805 oder Sh-2 190, eingebettet der OS Col 26 bzw. Mel 15. Der hellste Teil im W ist auch als NGC 896 katalogisiert.
Rechts unten: H&χ Persei (NGC 869 (re.) und NGC 884 (li.))

23:20 Uhr:
M 81 (Glx, UMa) im ES18: Ich sehe nur einen kondensierten Kern mit etwas Diffusem darum. Die Transparenz scheint nicht gut zu sein. Im ES14 habe ich das Gefühl mehr zu sehen. Hell genug ist die Glx. Außer der 2:1 Elongation gibt sie dennoch keine Strukturen preis.
Ich begebe mich erneut auf die Suche nach dem Begleiter Holmberg IX, was letztlich erfolglos ist.
Gegen 23:33 Uhr bricht das Bild vollends zusammen. Im Zenit (Schwan / Leier) ist es noch klar und ich suche mir dort ein Ziel:

M 57 (Ringnebel, PN, Lyr, 8,8 m) im ES14:
Er wirkt leicht elongiert und klar begrenzt, bis auf die langen Enden, wo der PN etwas diffuser ausläuft.
Der billig-OIII bringt nicht viel, außer dass er M 57 im Inneren etwas stärker abdunkelt, was aber keinen großen Detailgewinn bedeutet. Rainer ist auch der Meinung, dass der OIII nichts bringt.
Im ES55 (346x): Bei dieser Vergrößerung rutscht er natürlich etwas schnell durch das GF, die Beobachtung macht aber trotzden Spaß. Die Helligkeitsunterschiede im Inneren lassen sich gut beobachten, die diffusen Enden wirken noch etwas weicher. Die Begrenzung nach außen ist seeingbedingt etwas weniger klar. Der ZS ist wieder einmal nicht zu sehen, da braucht es ruhigere Luft. Auffällig ein folgender Stern im W oder NW (richtig: W, 12,95 m). Ein weiterer Stern läuft (etwas nördlich) voran (15,1 m, dies veranschaulicht, welche Helligkeit beim ZS zu erwarten ist. Der ist also nicht völlig außer Reichweite meines Teleskops, braucht aber exzellente Bedingungen ).

00:30 Uhr:
Es taut ein wenig und ist im Vergleich zu den vorherigen Nächten etwas kühler.

01:00 Uhr:
Mars, (Höhe 24°). Mit dem ES55 (346x): Die hohe Vergrößerung macht Sinn, da es den Planeten etwas mehr abdunkelt. Am Vorabend war er im HR9 zu hell. Hierdurch ist, unabhängig vom Seeing, etwas mehr Detailerkennung möglich. Das Seeing ist auch heute nicht gut, aber deutlich besser als in der 2. Nacht.
Die südl. Polkappe ist klar zu sehen. Jürgen ist der Ansicht, sie sei seit der letzten Beobachtung geschrumpft. Ich habe Zweifel, ob das in so kurzer Zeit möglich ist.
Auf der S-Halbkugel erkenne ich eine dunkle Struktur, die mit zwei „Zipfeln“ im W und O nach N über den Äquator ragt, wobei die Vorangehende (die große Syrte) etwas weiter reicht als die Folgende (Meridianum Planum).
Mitten in der Beobachtung brach das Seeing plötzlich gewaltig ein, weswegen die Marsbeobachtung vorerst eingestellt wurde.

01:25 Uhr:
In der Gegend um M 81 mache ich mich auf die Suche nach weiteren Mitgliedern seiner Gruppe.
NGC 3077 (The Garland, Glx, UMa, 10,0 m), zunächst im ES18: Gut zu sehen, aber keine Struktur. Wechsel auf ES14: Unregelmäßigkeiten sind zu erahnen, aber noch nicht näher bestimmbar.

01:30 Uhr:
Es zieht sich immer mehr zu. Pause.

02:10 Uhr: Von SW beginnt es wieder aufzuklaren. Im O Zirren und Berliner Lichtglocke, im Zenit schon wieder klar.

02:32 Uhr:
Noch einmal NGC 3077 im ES14:
Es bleibt der Eindruck einer nicht näher bestimmbaren Strukturiertheit. Evtl. ist die Glx 2:1 etwas N-S elongiert (richtig: NO-SW). Der Kern wirkt flächig.

IC 2574 (Coddingtons Nebula, Glx, UMa, 10,2 m) – nicht gefunden. (10,2 m ? Wiedervorlage!)

03:03 Uhr:
Kurz noch einmal Mars, jetzt 38° hoch: Im ES55 Kopf stehend, S ist oben. Im übrigen ist er recht groß. Das Seeing ist längst nicht optimal, trotzdem wahrscheinlich die beste Ansicht vom roten Planeten, die ich je hatte.
(Anm.: W – O gebe ich auf der Planetenscheibe wie beim Mond astronautisch an, O ist vorauslaufend, W nachfolgend)
Die südl. Polkappe sticht deutlich hervor. Mir kommt sie jetzt auch etwas kleiner vor, das ist sicher ein Seeingeffekt.
Es sind deutlich weitere Albedostrukturen zu erkennen: Im S und W dominieren die (dunkleren) grünlich-grauen Flächen. Sie laufen am Äquator spitz nach O zu (Arabia Terra).

Ich beende die Beobachtung für diese Nacht. Im O steht der Fuhrmann schon recht hoch und der Stier ist aufgegangen. Winter is coming…

6. Nacht, 20./21. 8.

Mitbeobachter: Rainer, Jürgen und Karsten, Gäste: Steffi, Linda, Juliana und Marianne.
Die Wettervorhersage war deutlich schlecht mit 40% bis 70% mittlerer und hoher Bewölkung. Am frühen Abend schien sich dies zu bewahrheiten. Um so mehr überraschte es uns, dass es kurz nach Einbruch der Nacht völlig aufklarte und uns einen durchgehend sehr transparenten Himmel bescherte.

22:20 Uhr:
Himmel ist noch sehr durchwachsen.
Saturn an Karstens Dobs im 31er Nagler, natürlich viel zu klein.
Die Ringe sind weit nach S geöffnet, wir blicken auf die N-Halbkugel.
Die Trennung der Ringe vom Planeten ist erkennbar, die Cass. Teilung nicht.
Ich wechsele auf das HR9, was zahlreiche Details offenbart. Auf der Planetenscheibe ist etwas nördl. des Äquators ein durchgehendes orange-gräuliches Wolkenband erkennbar.
Monde:
– ein schwacher, etwa ein Ring-Durchmesser, etwas S, vorauslaufend (Thetys)
– nachfolgend, gut ein Ring-Durchmesser, etwas N, könnte Rhea sein (richtig)
– in dieser Richtung, ein gutes Stück weiter draußen Titan.
Die Cassinische Teilung ist in der Mitte nicht zu erkennen. Nicht das Seeing ist hierbei der limitierende Faktor sondern die atmosphärische Dispersion, die bes. am Ring Farbsäume verursacht.
Gut zu sehen ist auch sowohl der Schatten des Ringsystems auf der Planetenscheibe als auch der Schatten des Planeten auf den Ringen.

M 13 im ES18: Nicht toll, aber bis ins Zentrum aufgelöst. Es ist (noch) etwas dunstig. Die Transparenz ändert sich permanent.
Der KH wirkt heute seltsam unregelmäßig, vermutlich da die schwächeren Sterne, die ihn sonst abrunden, weniger auffallen. Es bleibt das „spinnenartige“ Muster aus den Ketten der hellsten Sterne.

22:50 Uhr:
Die Transparenz ist nun besser. Wir testen an meinem und Jürgens Dobs M 13 bei über 300-facher Vergrößerung, was durchaus Spaß macht.
Bei mir mit dem ES55 (346x).
Das spannende daran ist, dass bei 346x zahllose schwache Sterne, die sonst nur als homogenes Hintergrundglimmen wahrgenommen werden aufgelöst werden oder zumindest granulieren. Der KH wirkt dadurch sternreicher und plastischer als sonst.

23:00 Uhr:
Noch einmal Saturn in Karstens 12″ bei etwas höherer Vergrößerung und einem für diese Höhe (16,4°) erstaunlich guten Seeing.
Es ist eine deutliche Verbesserung. Cassinische Teilung jetzt fast umlaufend. Das Band nördl. des Äquators teilt sich in eine dunklere südliche und eine hellere nördliche Zone.
Es ist mit Sicherheit einer meiner besten Saturnbeobachtungen jemals.

M 27 (Hantelnebel, PN, Vul, 7,5 m) im ES55:
Hantelform und ZS gut erkennbar. Die äußeren Bögen (die auf Fotos immer rot sind) setzen sich durch ihr etwas schwächeres Leuchten deutlich von den etwas helleren inneren Bereichen der OIII-Emission ab. Diese Teilung hatte ich visuell noch nie wahrgenommen.

M 57 (Ringnebel, PN, Lyr, 8,8 m), auch im ES55: Wie am Tag zuvor, trotzdem schön.

M 15 (KH, Peg, 6,2 m) in Karstens Dobs bei 300x: Auch schön. M 13 war aber etwas spektakulärer.

Einen Versuch, auch M 51 ins GF des ES55 zubekommen habe ich aufgegeben. Die Glx ist einfach zu schwach. Stattdessen tat ich dies mit der Bodegalaxie M82 (Glx, UMa, 8,6 m). Die hohe Vergrößerung ist vielleicht etwas übertrieben, durch die hohe FH taten sich zumindest im westl. (helleren) Teil der Glx viele Details in den Staubbändern auf, z. B. schräge Durchschneidungen an mindestens zwei Stellen. Die südl. Außenkante der langen Seite ist deutlich unregelmäßig, ebenso im N ganz außen.
Das Zentrum ist nicht stellar. Entlang des zentralen Bulge sind mehrere längliche helle Zonen oder Knoten erkennbar. Der hellste östlich der Mitte.
Anschließend habe ich zur Entspannung die Glx noch einmal im HR9 beobachtet.

M 31 im Ef42: Die Begleiter M 32 und M 110 passen gerade so ins GF, die sichtbare Scheibe der Glx aber gar nicht. Auf der N-Seite ist die Spiralstruktur sichtbar, im ES30 noch besser, da aufgrund der kleineren AP der Hintergrund dunkler ist.

NGC 891 im ES14: Ist gut zu sehen, aber nicht spektakulär. Hauptsächlich ging es um den Aufsuch-Weg, den ich Karsten gezeigt habe.

00:45 Uhr:
NGC 7008 (Fötusnebel, PN, Cyg, 10,7 m) im ES14: Der PN steht ganz im Zenit, an der Grenze zu Cep.
Zunächst fällt die annähernd dreieckige Form auf. Zum nördlichen Ende ist der PN heller und deutlich abgerundet. Am SO-Ende stehen zwei Sterne. Im Inneren des Nebels zeigen sich drei schwache Sterne, einer davon evtl. der ZS.
Juliana will auch die Fötusform erkannt haben: Im N der Po, im SW der Kopf und im O die angewinkelten Beine (Beckenendlage).
Im HR9: Die Sterne im Inneren sind deutlicher sichtbar, auch verschieden helle Zonen trennen sich deutlicher voneinander.

NGC 6946 (Feuerwerksgalaxie, Glx, Cep, 9,0 m) und NGC 6939 (OS, Cep, 7,8 m) gemeinsam im GF von Karstens 31er Nagler an seinem 12″. Beide in etwa gleich hell und gleich groß, aber völlig verschieden strukturiert.

M 45 (Plejaden, OS, Tau, 1,6 m) in Karstens 20×80 FG auf Stativ.
Evtl. ein Anflug von RN bei Merope und benachbartem Stern erkannt (unsicher). In meinem 10×50 ist trotz besserem Kontrast und schärferem Bild nichts vom Meropenebel zu sehen.

01:10 Uhr:
Endlich ist die Temperatur kühl genug, dass es angenehm ist, sich eine Jacke anzuziehen. Seit längerem schon ist es klar, nur im O zeigen sich ein paar Schleierwolken über Berlin. Das Alles völlig entgegen der Wolkenvorhersage von Meteoblue, die uns eine sehr durchwachsene Nacht mit nur wenigen Wolkenlücken prophezeit hatten.

NGC 1528 (OS, Per, 6,4 m) Großer OS, den ich im FG entdeckt habe.
Im Ef42 nicht so spektakulär. Ca. 30-40 mittelhelle Sterne mit ein paar schwächeren dazwischen. Ausdehnung geschätzt auf 30′, tatsächlich 18′. Ganz hübscher OS, erinnert an M 44, nur dass die Sternhelligkeiten hier mehr Variation zeigen.

NGC 1545 (OS, Per, 6,2 m), ein Stück weiter südlich. Deutlich kleiner (12′) und recht sternarm: 3-4 helle und 10-20 mittelhelle Sterne.

NGC 1491 (Fossil Footprint, EN, Per, ca. 11,2 m) Ein kleines Nebelchen um einen mittelschwachen Stern herum.
Im ES18: Form kompakt, ein bisschen länglich-unregelmäßig. Zeigt zunächst keine inneren Strukturen. Der Stern erschwert ein wenig die Erkennung von schwachen Strukturen. Der Nebel liegt um den Stern, erstreckt sich aber nach erstem Eindruck etwas mehr nach N. Der OIII-Filder dunkelt zwar unangenehm stark ab, hilft aber trotzdem, die Form zu erfassen, da er den Stern fast zu verschwinden bringt: Demnach erstreckt sich der Nebel in N-S-Richtung, wobei die S-Hälfte breiter ist. Der Stern liegt eher östl. im Nebel.

NGC 6946 und NGC 6939 (s. o.) noch mal im eigenen Teleskop mit dem ES30 eingestellt. Beschreibung wie oben.

02:30 – 03:15 Uhr:
Mars, heute bei etwas besserem Seeing als gestern. Höhe ca. 36-39°.
(Himmelsrichtungen wieder astronautisch, s. o.)
Die Polkappe ist wieder sofort klar zu erkennen.
Während die Außenkante des Planeten, bes. die westl. stark durch Seeing verzerrt wird, sind im Inneren blickweise Strukturen zu erkennen:
Eine dunkle Albedostruktur im S und auf der O-Seite, wo sie weit nach N reicht, nach W abknickt und mit unregelmäßiger Kante am Äquator entlang läuft. Eine helle Struktur im N, die mittig, ein wenig verschoben zur folgenden Seite, nach S über den Äquator ragt. Eine großflächige Aufhellung im südöstl. dunklen Terrain.
Trotz nicht perfektem Seeing war dies sicherlich mein bisher bester Mars. Zwischen 2:45 und 3:15 fertige ich noch eine Zeichnung an.
Die Scheibe des Mars ist zu dieser Zeit 17,26″ groß.

Die Kreuzschraffur rechts-unten markiert den nicht beleuchteten Teil der Marsscheibe.

Die Simulation in Cartes du Ciel zeigt, wo ich Strukturen richtig erkannt habe und wo ich mich geirrt habe:

Quelle: Cartes du Ciel

Zumindest die Meridianebene, der westl. Teil der großen Syrte und die hellen Gebiete Hellas Planitia und Arabia Terra findet man wieder. Die Übergänge zwischen den Gebieten sind oft nicht so gut erkannt. Die südliche Polkappe war mit Sicherheit ausgeprägter als in der Simulation.
Die längliche dunkle Struktur im NW, vermutlich Cydonia Mensae, ist in meiner Zeichnung deutlich nach S gerutscht.

8. Nacht, 22./23. 8.

Die Vorhersage deutete auf brauchbares Wetter in der ersten Nachthälfte bis ca. 2:00 Uhr.

Gegen 22:00 Uhr:
Es sind schon Sterne zu sehen, es ziehen aber auch ein paar Zirren durch. Für den Moment noch so, dass eine Beobachtung möglich erscheint.

22:15 Uhr (Dämmerung):
M 39 (OS, Cyg) im 10×50 FS: Der OS ist annähernd dreieckig. Ich zähle etwa 15-16 Sterne.

Barnard 168 (Dunkelzigarre, DN, Cyg), ebenfalls im FS. Aufsuchhilfe: Der helle Stern π2 Cyg bildet mit M 39 und dem östl. Ende von B 168 ein gleichschenkliges rechtwinkliges Dreieck mit π2 Cyg im rechten Winkel. Die Zigarre selbst bildet die Hälfte der Hypotenuse dieses Dreiecks ab.

Auf dem Weg dahin habe ich einen großen OS entdeckt, der östl. von B 168 in einer Linie mit M 39 liegt.
Es handelt sich um NGC 7209 (OS, Lac, 7,7 m). Er besteht aus vielen schwächeren Sternen und erscheint damit im FS als zarter, etwas granulierter Nebel.

22:47 Uhr:
NGC 7026 (Cheeseburger-Nebel, PN, Cyg, 10,9 m): Ein sehr kleiner PN, selbst im ES55, aber nicht klein genug um stellar zu wirken. Er versteckt sich neben einem (9,5 m-) Stern. Das trotz Zenitnähe etwas unscharfe Bild des Sterns verrät mir, dass das Seeing heute wieder nicht optimal für solche Beobachtungen ist.
Der PN reagiert auf den OIII-Filter, ich habe jedoch Schwierigkeiten mit dem Filter scharf zu stellen, daher beobachte ich hier lieber ohne ihn.
Form: Der PN scheint ein wenig rechteckig zu sein, wobei das Rechteck diagonal zum benachbarten Stern liegt. Die südöstl. Ecke erscheint mir etwas dunkler. Ich glaube wieder NGC 7027, den Magic-Carpet-Nebula vor mir zu haben (was falsch ist). Ich sehe zudem eine Aufhellung, die quer zu dem zuvor beschriebenen Rechteck verläuft (?). Zudem bemerke ich eine Teilung (was richtig ist), diese jedoch eher im S. Ich vermute eine Mikro-Ausgabe des Hantelnebels.

M 39 nochmal im Ef42: Die Form weiterhin abgestumpft dreieckig. Ich zähle ca. 25 Sterne.

Barnard 168: Ich finde die Dunkelzigarre im Ef42, wo sie natürlich das GF sprengt (sie misst etwa 0,25° x 2°), kann ihre Konturen aber in etwa erfassen und abfahren. Ein 2. Versuch mit dem ES30 wird von hereinziehenden Zirren vereitelt.

23:20 Uhr:
Ich wende mich nach W, weil es dort gerade noch klar ist und stelle M 101 (Glx, UMa, 7,5 m) im ES18 ein. Die Glx ist wie immer schwierig, da sie trotz ihrer Größe eine geringe FH aufweist. Sie wirkt aber auf den ersten Blick strukturiert.
Ich kann mindestens drei Spiralarme sehen und an diesen sogar die für M 101 charakteristisch leicht eckige Form erkennen.
Ein SpA setzt im S an und windet sich von dort CW nach außen, ein weiterer setzt im NO an und windet sich über N nach W. Letzterer ist der längste und hat den deutlichsten Knick. Im O / NO ist noch etwas, was ich nicht näher erkennen kann. Evtl. sehe ich im N zwei Arme. Am deutlichsten sehe ich einen Arm, der sich von SW über S nach O windet (evtl. sehe ich hier zwei SpA als einen), weil dieser im SO und O die deutlichste Trennung zum Zentrum hin hat.
Es gibt ein kleines, aber nicht kondensiertes Zentrum. Im N des Zentrums ein Vordergrundstern.

Ich halte Ausschau nach Begleitern von M 101:
Die erste ist NGC 5485 (Glx, UMa, 11,3 m). (Es handelt sich jedoch um eine Hintergrundgalaxie, kein Begleiter) Ich entdecke sie in reichlich einem GF Abstand (0,8°) in N oder NW (NW). Sie ist deutlich größer als NGC 5473 (s. u.) und etwas elongiert in OSO-WNW-Richtung. Sie zeigt ein helles, aber nicht stellar kondensiertes Zentrum.
NGC 5473 (Glx, UMa, 11,4 m) (ebenfalls im Hintergrund) steht näher an M 101, etwa 2/3 GF nördl. und wird von mir kurze Zeit später entdeckt. Sie wirkt rund, klein und kompakt, evtl. auch etwas elongiert, aber weniger als NGC 5485. Ihr Zentrum ist stärker kondensiert. NGC 5473 steht inmitten einer Kette aus Sternen, die auf NGC 5485 zeigt.
NGC 5474 (Glx, UMa, 10,6 m) ist deutlich größer und flächenschwächer als die zuvor beschriebenen und wirkt zur WNW-Seite kondensiert, das Zentrum allerdings flächig. Sie wirkt nach N schärfer begrenzt, als ob ihr Zentrum verschoben sei. (Tatsächlich handelt es sich hier um einen echten Begleiter von M 101. Die morphologische Beschreibung ist zutreffend. Die Glx ist verzerrt.)
NGC 5585 (Glx, UMa, 10,5 m) im ES14: Größer als 5631 (s. u.) und in N-S-Richtung elongiert. Sie ist nicht oder kaum kondensiert und schwierig zu erfassen. (Sie steht in ähnlichem Abstand wie M101, ist also möglicherweise zur gleichen Gruppe gehörig.)
NGC 5631 (Glx, UMa, 11,4 m): diese ist kleiner, kondensierter und flächenheller. Insgesamt auffälliger als 5585. (Dies ist wiederum eine Hintergrund-Glx ohne Bezug zu M 101)

23:50 Uhr:
Zurück im Schwan mit einem erneuten Anlauf, die Dunkelzigarre B 168 im ES30 abzufahren, was mir nur teilweise gelingt. Zunächst ziehen noch einmal Zirren durch.

00:05 Uhr:
Das nächste Ziel ist NGC 7209 (OS, Lac, 7,7 m), den ich bereits früher am Abend im FG betrachtet hatte. Der Haufen ist wirklich schön: Eine Vielzahl von Sternen mittl. Helligkeit liegen da wie ein feines Nadelkissen. Das Ganze wird flankiert von einem helleren Stern.

In der Folge häufen sich die Unterbrechungen durch durchziehende hohe und mittlere Wolkenfelder, so dass ich gegen 00:35 die Beobachtung abbreche.