Lochow, Herbst 2019

Ein WHAT im Jahr ist schließlich einfach zu wenig, daher wurden noch ein paar Nächte in Lochow drangehängt.
Die zweite Nacht bot zudem einen etwas klareren Himmel als die Nächte auf dem WHAT.

Die hochsommerliche Hitze fand in diesen Tagen ihr Ende. Die Temperaturen wurden tagsüber erträglich und in der Nacht regelrecht kühl bei mäßigem Taufall.

1. Nacht, 1.-2. 9. 2019

Für die erste Nacht waren die Wettervorhersagen so schlecht, dass wir die Teleskope noch nicht aufgebaut hatten. Beobachtung daher nur mit FG (10×50 von Aldi) und bloßem Auge.
Zu beginn der Nacht war es bewölkt.

ca. 00:30 Uhr:
Die Wolken haben sich verzogen. Die Transparenz ist etwas schlechter als am Vorabend (s. WHAT 2019), aber es ist im Wesentlichen klar.

M 31 ist freisichtig kein Problem. Beobachtung i. F. auch mit dem FG. Dabei wird die Glx nach und nach immer größer wahrgenommen (Dunkeladaption).
M 110 ist nur mit einiger Mühe und nur indirekt im FG zu sehen.

I. F. nur Fernglasbeobachtungen:

M 33 ist als große diffuse Aufhellung zu sehen. Die Glx wirkt unregelmäßig, jedoch ohne dass die Spiralarme genau zu lokalisieren sind.

M 15 gefunden.

M 13 ebenfalls, sogar wesentlich einfacher, da er größer ist und das obwohl er deutlich tiefer stand. Die Helligkeit ist aber vergleichbar, nur geringfügig heller als M 15.

H&χ sehen recht schön aus. Der Östliche der Beiden ist deutlich konzentrierter als der Westliche.

M 45 Plejaden: 6 Sterne sind auffällig heller als alle anderen, 3 Sterne bilden die Gruppe der zweithellsten. Insgesamt zähle ich an diesem Abend 35-40 Sterne.

M 39 (OS, Cyg) gesehen

NGC 7000 „Nordamerikanebel“ (EN, Cyg): Umregelmäßigkeiten im Milchstraßenhintergrund täuschen eine Form vor, die aber nicht der des eigentlichen Gasnebels entspricht. -> nicht gesehen.

M 37, M 36 und M 38  (alle OS, Aur) im Fuhrmann problemlos gefunden. Auffällig ist, dass der Mittlere (M 36) etwas kleiner ist als die beiden Äußeren.

NGC 7789 „Carolines Rose“ (OS, Cas) erstaunlich gut sichtbar. Zwar nicht in Sterne aufgelöst, aber groß, diffus und symmetrisch rund. Etwas schwächer als z. B. M 33.

NGC 663(OS, Cas) problemlos gefunden.

Die Beobachtung endet um ca. 1:45 Uhr mit einer hereinziehenden Wolkendecke.
Das 10×50 Maginon-FG hat auch dieses mal seine Unzulänglichkeiten bei astronomischen Beobachtungen gezeigt. Mangels Streulichtabschirmung zeigten die Sterne unschöne Lichthöfe.

2. Nacht, 2.-3. 9. 2019

Dies sollte die beste Nacht des Urlaubs (also inkl. WHAT) werden. Jürgens 12″ und mein 14″ wurden am Tage aufgebaut und standen für die Beobachtung wieder zur Verfügung.

21:51 Uhr (gegen Ende der astronomischen Dämmerung):

NGC 7006 (KH, Del) zügig gefunden. Der KH ist gut zu sehen, aber um einiges schwächer als die KH aus dem Messier-Katalog. Im ES14 (noch) nicht in Sterne aufgelöst. In den Randbereichen grieselt er etwas. Der KH wirkt stark konzentriert [Klasse I]. Im HR9 sind indirekt blickweise Einzelsterne zu bemerken, auch in Zentrumsnähe, die aber nicht gehalten werden können. (Vgl. WHAT 2017)

French 1 „Der Pilz“ (SM, Del), ein auffälliges, isoliert stehendes Sternmuster am östlichen Rand des Delfin. Am südöstlichen der beiden Sterne, die den Fuß des Pilzes darstellen liegt die Glx NGC 7025 (13,7 m), die aufgrund ihrer Lage auch „Fußpilzgalaxie“ genannt wird. Sie ist klein und nur schwach sichtbar, evtl. etwas elongiert (unsicher) [stimmt aber]. Im HR9 kann die Glx direkt gehalten werden.

22:45 Uhr:
Obwohl eingangs als beste Nacht des Urlaubs deklariert ist die Transparenz nur mittelprächtig. Leider haben wir dieses mal kein SQM dabei. Ich schätze den Himmelshintergrund auf etwa 21,4 – 21,5 m/″2. Die Einschätzung erfolgt auch auf Grundlage der Lichtglocken von Berlin im Osten und Rathenow im Süden, die an diesem Ort ja wohlbekannt sind.

00:00 Uhr:
NGC 7662 „Blue Snowball“ (PN, And), eingehende Beobachtung im ES55. Die hohe V. lohnt sich. Zum ersten mal nehme ich den PN nicht nur als homogene Fläche wahr, sondern auch Strukturen im Inneren. Dabei fällt eine dunkle Stelle auf, die etwa 1/4 des Durchmessers einnimmt und dezentral nach NW oder NNW verschoben ist.

NGC 7640 (Glx, And, 11,1 m) ein Stück südlich von NGC 7662. Sie stand bereits auf Wiedervorlage, aber wurde auch dieses mal nicht gefunden. [Sie ist mit 10,5′ x 1,8′ recht groß, aber flächenschwach (14,1 mag/arcmin²). Gelegentlich noch einmal versuchen!]

M 33 (Glx, Tri) zunächst mit dem ES18: Es dauert eine Weile, bis ich etwas mehr sehe als nur eine homogene Aufhellung.
Mit dem ES14 werden mehr Details sichtbar: Die Glx ist in Richtung NO – SW elongiert. Alle drei Spiralarme und die Supersternhaufen um das Zentrum herum sind zu sehen. Die beiden längeren Spiralarme winden sich in o. g. Richtung gegen den Uhrzeigersin nach außen. Am Ende des NO Spiralarmes zeigt sich NGC 604 (EN) als das deutlichste Detail überhaupt. Der (perspektivisch) kurze Arm stößt nach SO aus dem Zentrum.

00:40 – 1:20 Uhr:
Ich versuche eine Zeichnung von M 33 anzufertigen. Die Qualität ist nicht berauschend. Sie wird daher hier auch nicht gezeigt und kann gegen Unterschrift einer Verschwiegenheitserklärung bei mir eingesehen werden. ;)
Es zeigt sich, dass beim astronom. Zeichnen noch einige Schwierigkeiten zu überwinden sind: Das häufige Auf- und Absetzen der Brille stört und die Beleuchtung der Zeichenfläche war zu hell.

NGC 4236 (Glx, Dra), eine große, aber flächenschwache Edge-On-Glx. Sie ist als schwache, längliche Aufhellung durch Field Sweeping im ES18 wahrnehmbar. Sie nimmt darin das halbe GF ein. (Vgl. WHAT 2018) NGC 4236 ist heute mein Sprungbrett zum weiter nördlich in Dra gelegenen Glx-Trio um NGC 4319:
Zwei der Glx sind sofort sicher zu sehen. Die auffälligste, obwohl kleinste der drei ist die westlich gelegene NGC 4291 (ca. 12 m), die im Gegensatz zu den Anderen ein kompaktes helles Zentrum aufweist. Sie bildet mit drei Sternen ein auffälliges Rechteck.
Danach fällt die östlichere NGC 4319 (12,0 m) ins Auge, hier vermute ich den Quasar, den ich beim letzten Besuch dieser Gruppe übersehen hatte. (Vgl. WHAT 2018)
Weitab nördlich davon NGC 4386, die unauffälligste der drei.
NGC 4319 mit mehr V.: Der Quasar Markarjan 205 (14,5 m) steht scheinbar innerhalb dieser Glx, in Wahrheit natürlich weit dahinter. Er ist nur blickweise indirekt sichtbar, kann aber reproduzierbar gelegentlich für ein paar Sekunden gehalten werden.
Jürgen bestätigt die Sichtung, wenn auch unter Schwierigkeiten.

NGC 890 (Glx, Tri, 11,3 m) im ES14: Die Sichtung stellt kein Problem dar. Die Glx ist klein, kondensiert und etwas in ONO-WSW-Richtung elongiert [tatsächl. NO-SW], etwa 1:3. Der Kern wirkt stellar, aber auch etwas unruhig [fraglich, denn es handelt sich um eine Ellipse].

NGC 925 (Glx, Tri, 9,9 m) erscheint groß und diffus im ES30. Kern ist weniger konzentriert. Evtl. (unsicher) Elongation in WNW-OSO-Richtung [kommt hin]. Sie nimmt ca. 1/8 des GF ein [entspr. ca 10′, Wikipedia: 10,5′]

NGC 777 (Glx, Tri, 11,5m): Hart an der Grenze der Wahrnehmbarkeit. Sie ist klein, hat einen stellaren Kern mit etwas diffusem drumherum und könnte etwas in NO-SW-Richtung elongiert sein [tatsächl. eher SO-NW]. Keine weiteren Details.
In der Nähe befindet sich außerdem die Glx NGC 778, diese ist aber nicht sichtbar.

NGC 751 und NGC 750 (= Arp 166, beide Glx, Tri): Ein Paar interagierender Glx, etwas nördlich der nördl. langen Seite vom Dreieck gelegen. NGC 751 ist die etwas hellere der beiden. Etwas SW davon NGC 736 (Glx, Tri). Alle drei stehen zusammen im GF des ES30. Letztere ist im IsDA recht schwach eingezeichnet, aber trotzdem sichtbar.
751/750 im ES14:
Beide Glx erscheinen recht klein und sind gemeinsam in N-S-Richtung elongiert, etwa 2-3:1. Die Trennung ist mit dieser V. schwer nachvollziehbar, daher wechsele ich auf das HR9. Auch damit ist die Trennung unklar. Die nördliche (NGC 750) scheint in einem etwas anderen Winkel (NNW-SSO) zu liegen [anhand Fotos ist dies schwer nachvollziehbar,evtl. ist die Glx ganz leicht gegen die N-S-Achse gekippt]. NGC 751 hingegen liegt eindeutig in N-S-Richtung.
NGC 736 zeigt einen stellaren Kern, ist evtl. etwas in Richtung ONO ausgedehnt (unsicher) [ist eine E0, daher wahrscheinl. nicht], in der anderen Richtung weniger. Manchmal meine ich zwei Kerne zu sehen [evtl. Sterne im HG oder Begleiter].

3.10 Uhr:
Die Durchsicht ist schlechter geworden, einzelne Wolken ziehen durch.

NGC 770 (Glx, E3, Ari, 13 m) und NGC 772 (Glx, SAb, Ari, 10,3 m), zusammen Arp 78, ein eng stehendes Paar zweier ungleicher Glx, wenn auch nicht so eng wie bei NGC 750/751.
Auf dem Weg hierhin habe ich festgestellt, dass γ Ari ein DoSt. ist, zwei gleichhelle [4,6 & 4,7 m] Komponenten, gleicher, weißlicher Farbe [eine dritte, entferntere Komponente mit 9 m ist mir entgangen].
NGC 770/772 im ES14: ich sehe eine Aufhellung (772), südlich davon indirekt blickweise eine Zweite (770). NGC 772 zeigt evtl. eine kleine Elongation OSO-WNW [korrekt] sowie eine „Schliere“ in ONO [? – der Eindruck wird evtl. durch einen VG-Stern verursacht], wirkt nicht homogen. 1/4 GF in NO-Richtung zwei schwache Sterne und noch eine diff. Aufhellung [tatsächlich befindet sich 5,5′ ONO von NGC 772 eine HG-Glx: LEDA 1577957]

Ende der Beobachtung für diese Nacht.

3. Nacht, 3.-4. 9. 2019

21:28 Uhr, Dämmerung:
Lt. Vorhersage soll es etwa 22:00 – 0:00 Uhr klar werden. Zuerst ziehen noch Wolken durch.

21:45 Uhr, es ist aufgeklart:
M 11, der „Wildentenhaufen“ (OH, Sct, 5,8 m) ist das erste Objekt des Abends. Der OH steht tief [30°] im SSW. Beobachtung im ES14: Er nimmt gut die Hälfte des GF ein [entspr. etwa 18′, Wikipedia: 14′]. Er ist sehr sternreich und auflösbar in viele einzelne Sterne, obwohl dies nur die Hellsten zu sein scheinen. Dazwischen nehme ich ein Glimmen wahr, wie von zahlreichen unaufgelösten schwächeren Sternen. Ein einzelner heller Stern im Zentrum, 1-2 m heller als der Rest, dürfte ein VG-Stern sein.
Die Form ist sehr asymmetrisch und wird von Sternketten dominiert, die, je nach dem welchen man folgt, ein Dreieck oder Viereck oder auch ganz andere Formen zeigen. Im Inneren dominiert ein durch Sternketten gebildeter rechter Winkel, der nach O zeigt, eine weitere, weniger scharf definierte Spitze, die nach N zeigt und ein stumpfer Winkel der nach SSO zeigt. Lediglich im W wirkt der Haufen unregelmäßiger.

NGC 6712 (KH, Kl. IX, 8,2 m, Sct), ca. 2,5° südl. von M 11, bei mäßigem Seeing: Ausdehnung etwa 3′ [? Wikipedia: 9,8′]. Im ES14 noch nicht aufgelöst. Indirekt sehe ich um das Zentrum herum ein paar einzelne, relativ helle (etwa 13-14 m) Sterne aufblitzen. Ein Stern im SO fällt auf, der ein wenig heller ist als der Rest. Dies könnte ein VG-Stern sein. Die Form ist asymmetrisch. Der KH ist im W heller, dort spitz zulaufend (dreieckig) und schärfer begrenzt (vgl. Lochow, Frühjahr 2019). Im NO und SO läuft er aus.
Im HR9: Die zuvor beschriebene besondere Form wird auch hier deutlich. Im direkten Sehen wirkt er jetzt granular. Indirekt werden in Zentrumsnähe viele Sterne deutlich, die hellere Population der Haufenmitglieder.

NGC 6760 (KH, 9 m, Aql) im ES14: Nicht unbedingt klein aber deutl. kleiner als die Messier-KH. Eher wie der zuvor beobachtete in noch etwas diffuser. Grieselt etwas, aber keine helleren Haufenmitglieder, die indirekt aufblitzen.
(Vgl. HTT 2017)
NGC 6760 Sollte ein Sprungbrett sein. Der Versuch mich mit dem ES18 von hier zum KH NGC 6740 durchzuhangeln scheitert erneut. Eine hereinziehende Wolke tut ihr Übriges.

22:42 Uhr:
NGC 6751 „Glowing Eye“ (PN, 11,9 m, Aql) im HR9: Klein und rund. Insgesamt zeigt er sich als ein kl. Scheibchen, an den Rändern ein klein wenig diffus bzw. zum Zentrum etwas heller werdend, sonst ist keine Struktur erkennbar. Bei dieser Helligkeit nehme ich auch keine Farbe wahr. Ein ZS ist nicht sichtbar. Der OIII-Filter bestätigt den Fleck als PN, bringt aber auch keine weiteren Details.
Der PN wird im O und W von 2 ca. 14 m Sternen flankiert, wobei der im O etwas näher steht.

22:50 Uhr, Wetter:
Am Horizont diesig, überall starke Aufhellungen. Im Zenit nach wie vor klar.

23:10 Uhr:
NGC 6950 (OH oder Ast, Del): Er steht etwas nördl., in der Verlängerung der langen Seite der Raute des Delfin. Bei der Beobachtung ist mir nicht klar, in welcher Größenordnung ich einen Haufen suche. Sollte es sich um einen großen FG-Haufen handeln [ist so], so habe ich diesen wohl gefunden, dann hebt er sich aber kaum vom HG ab.

23:28 Uhr:
Zwischen den östl. Rautensternen der Leier haben wir einen Satelliten beobachtet, der sich sehr langsam bewegt und immer wieder aufblinkt (evtl. unregelmäßig), so als würde er rotieren. Die Bewegung wird im Teleskop erst deutlich. Mit dem bloßen Auge scheint er fast stillzustehen.
23:33 Uhr: Der Satellit Passiert ι Lyr.
[Es ist mir nicht gelungen, diesen Satelliten mit CalSky zu identifizieren.]

NGC 6905 „Blue Flash Nebula“ (PN, Del), nach einiger Suche gefunden. Im ES14: Er erscheint klein, rund, flächig und nicht kondensiert. Es ist keine Farbe erkennbar. Unmittelbar nördl. ein Stern, der die Detailerkennung ein wenig erschwert. Im HR9 stört der Stern weniger. Der PN ist hell genug für diese V. ZS evtl. indirekt wahrnehmbar, unsicher. Im Inneren sind Abdunkelungen bemerkbar deren Lage jedoch nicht gehalten werden kann. Der PN wirkt in jedem Fall nicht ganz homogen. [Interessanterweise ist mir die ovale Form des PN entgangen. Die Ausbuchtungen in NNW-SSO waren wohl zu schwach.]

00:15 Uhr:
Die Transparenz nimmt rapide ab. Ich beende die Beobachtung für heute.