Mondaufnahmen vom 15. 2. 2019

Die Mondaufnahmen des 15. 2. entstanden unter günstigen Bedingungen: Der Himmel war klar und der zunehmende Mond stand hoch im Südosten.  Insgesamt war das Seeing für hiesige Verhältnisse brauchbar, aber nicht berauschend.

Erstmals verwendete ich den Coudé-Refraktor in der 3-Meter-Kuppel auf dem Außengelände der Sternwarte. Dessen optische Leistung kann ich derzeit noch nicht einschätzen. Öffnung und Brennweite sind identisch zum „kleinen Cassegrain“, der in der 5-Meter-Kuppel neben dem Hauptinstrument montiert ist: 150 mm / 2250 mm. Ein Vorteil könnte sein, dass man vom Coudé nach S und SO nicht direkt über eine bebaute Fläche guckt.
(Vgl. die Aufnahmen vom 2. 11. 2018 mit teils ähnlichen Motiven)

Mond:

Höhe: 57,5°, Azimut: 163,8°
Alter: 10,9 Tage, Kolongitude: 42,76° (20:15 Uhr MEZ)

Aufnahmedaten:

Kamera: ZWO-ASI 120MM
Aufnahme mit FireCapture, jew. 10000 Frames, 8 Bit, Gain 50%, Integrationszeit 3 – 7 ms.
Summenbild aus 700 Frames mit Autostakkert.
Nachbearbeitung mit Fitswork (Gauss- und iterativer Gauss-Filter), Giotto (Mexican Hat) und Gimp (unscharfe Maske, Tonwertkorrektur).

1. Mare Humorum

Mare Humorum 15. 2. 2019

Aufnahme  ca. 20:00 Uhr MEZ:

Mare Humorum 15. 2. 2019 - beschriftet

An diesem Abend war es das interessanteste Motiv am Terminator.
Das ca. 420 km durchmessende Mare Humorum ist ein Einschlagbecken der nektarischen Periode (ca. 3900 mya) und somit recht alt.
Die Krater an seinen Rändern müssen jüngeren Datums sein, da sie den Einschlag nicht „überlebt“ hätten und dennoch sind nicht wenige ganz oder teilweise von Lava überflutet worden, so z. B. am Südrand des Mare die Krater Doppelmayer, Puiseux und Lee, am Ostrand Hippalus und Loewy und auch der südliche Wall von Gassendi zeigt einen Einbruch mit zumindest teilweiser Überflutung.
Dies zeigt, dass das Humorum-Becken in deutlich jüngerer Zeit erneut mit Lava geflutet worden ist.

Der flache Lichteinfall zeigt ansatzweise das komplexe Geflecht von Rillen in Gassendi, die größtenteils konzentrisch verlaufenden Dorsa des Mare sowie die langgestreckten, ebenfalls konzentrischen Rimae Hippalus am SO-Rand.

Die kleineren Krater im Inneren sind noch jüngeren Datums.
Das Zusammentreffen von Maria-Gebieten mit Kratern und Terrae und ihre vielfältige gegenseitige Überlagerung macht für mich einen besonderen Reiz bei der Betrachtung der Mondoberfläche aus. So auch beim folgenden Bild:

2. Sinus Iridum

Sinus Iridum 15. 2. 2019

Aufnahme ca. 20:15 MEZ.

Sinus Iridum 15. 2. 2019 - beschriftet

Das Sinus Iridum ist ein Einschlagbecken (∅ 249 km) am Nordrand des Mare Imbrium. Beide Einschläge fallen in die frühimbrische Periode (3850–3800 mya), wobei das Sinus Iridum etwas jünger ist. Das Verschwinden des Südrandes ist auch hier auf später stattfindende Überflutungen mit basaltischer Lava zurückzuführen.
Auch hier sind zahlreiche Dorsa zu sehen, die größtenteils konzentrisch zum Mare Imbrium verlaufen.
Den nördlichen Wall des Sinus Iridum bildet das Juragebirge. Der Wall endet im SW am Promontorium Heraclides und im NO am Promontorium Laplace, welches sich 2600 m über das umgebende Maregebiet erhebt.
Letzteres ist für mich einer der schönsten Anblicke auf dem Mond überhaupt, den man am besten mit eigenen Augen am Okular erlebt.

3. Schiller – Heinzel – Tycho – Clavius

südlicher Terminator am 15. 2. 2019

Aufnahme ca. 20:30 MEZ.

südlicher Terminator am 15. 2. 2019 - beschriftet

Dieser Abschnitt des südlichen Terminators zeigt eine Vielzahl von Kratern sehr unterschiedlichen Alters.

Am auffälligsten ist hier sicherlich der Krater Schiller, mit seiner extrem langgestreckten Form (179 x 71 km). Die Ansichten gehen auseinander, ob es sich hier um das Resultat eines einzelnen Einschlages oder einer Gruppe von Impaktoren handelt. In jedem Fall muss der Einschlag in sehr flachem Winkel erfolgt sein.
Währenddessen ist der Krater Hainzel klar das Ergebnis von drei unabhängigen Einschlägen. Man kann im Bild sehen, wie sich ihre Ränder überlappen.

Jüngere Krater verraten sich durch ihren relativ glatten Boden und dadurch, dass sie seltener von anderen Kratern überlagert sind. Hier im Bild z. B. Longomontanus (∅ 160 km), der seinerseits einen älteren,  etwas kleineren Krater (Longomontanus Z, ∅ 100 km) fast ausradiert hat.
Auch die südlich gelegenen Blancanus und Klaproth fallen durch ihr homogenes Inneres auf.
Der Jüngste in der Runde ist sicherlich Tycho mit „nur“ 100 mya, einer der jüngsten größeren Mondkrater überhaupt.
Ein schönes Beispiel für einen sehr alten Krater ist Mee (∅ 132 km), der nördl. von Hainzel überlagert wird. Seine Ränder sind stark erodiert und sein Inneres von zahlreichen Einschlägen lädiert.

Ein sehr prominentes Objekt ist der Riesenkrater Clavius (∅ 225 km) mit der auffällig gebogenen Kette kleinerer Krater in seinem Inneren. Letztere ist sicherlich ein Zufallsprodukt, denn die Krater zeigen Anzeichen unterschiedlichen Alters und, zumindest im Falle von Rutherfurd (auf dem Südrand), unterschiedlicher Einschlagswinkel. Dennoch gab diese Formation gelegentlich Anlass zu Spekulationen über seine Entstehung.
Clavius ist mit ca. 4000 mya ein recht alter Krater.