Frühjahrsausflug nach Lochow, 2017

Beobachtungsausflug mit der Beobachtergruppe (Fortgeschrittenen AG) der AStW vom 28.4. bis 1.5. 2017.
Zu Gast bei Familie Zemlin im Westhavelland.

Standort: N52° 41,16′ O 12° 26,8′

1. Nacht, 28.-29.4.

nicht astronomisch nutzbar (geschlossene Wolkendecke)


29.4. tagsüber:

Sonnenbeobachtungen mit dem 76/300 Minidobson:
Eigenbau-Sonnenfilter von FG passt, reduziert die Öffnung etwas, was nicht schlimm ist, da das Bild aufgrund der geringen erzielbaren Vergrößerungen recht hell ist.

Sonne am 29.4.2017
Sonne am 29.4.2017

ca. 13:30-45 Uhr:
Sonne im ED75 (40x): Seeing schlecht, Unterbrechungen wegen durchzieheder Cumulus. Nur zwei kleine Flecken, Penumbren ansatzweise, Form aber nicht klar erkennbar. Um den Fleck am Rand sind Fackelgebiete erkennbar. In der Mitte der Scheibe ist die Oberfläche etw. zu hell für Sichtung weiterer Fackeln. Orangefilter bringt keinen Gewinn an Detailwahrnehmung.

19:30-20:00 Uhr (es ist noch hell):
Mond im 14″ Dobson:
Mondalter: 3 Tage. Libration: Mare Crisium randnah. Kontrast wird bei SU zunehmend besser. Krater in und um Mare Crisium bis Langrenus beobachtet.

Der Mond am 29.4.2017
Der Mond am 29.4.2017, am 14″ durchs Okular fotografiert

20:00 Uhr:
Noch ziehen einzelne Wolkenfelder durch, dazwischen klar. Es wird eine klare Nacht erwartet (Rückseitenwetterlage bzw. Zwischenhoch).

21:55 Uhr (naut. Dämmerung):
M 3 (KH, CVn) im ES18 (105,7x): direkt auflösbar bis ins Zentrum, Sternketten.


2. Nacht, 29.-30.4.

Beobachtungen mit dem 14″ Dobson.
Neu dabei: Das 18 mm 82° ES (ES18, V: 105,7x, AP: 3,36 mm)
Gastokular: Ein 13 mm Nagler (N13, SGF: 82°, V: 146,3x, AP: 2,43 mm)

M51 und NGC 5195
M51 und NGC 5195 – Versuch einer Zeichnung

ca 22:45 Uhr:
M 51
Whirlpool-Galaxie & NGC 5195 (Glx, CVn) im ES18 (106x):
M 51 Spiralarme deutlich erkennbar, Kernregion diffus, flächig. Der Kern von NGC 5195 wirkt eher stellar, jedoch in diffusen Nebel eingebettet.

23:00 Uhr: SQM-Messung ergibt 21,54 m/″2

Leo-Triplett (M 65, M 66, NGC 3628, Glx, Leo) mit ES18:
M 65 & M 66, beide deutl. elongiert, M 65 etwas mehr (schmaler), Kern flächiger, wirkt nordwestl. des Zentrums heller als südöstl.. M 66 insges. diffuser. Spiralarme nicht direkt erkennbar, nur ansatzweise bei M 65 (wirkt inhomogen). NGC 3628 länglich, wirkt im N schärfer begrenzt als im S (Staubband-Kante). Das Staubband als solches ist nicht erkennbar.

NGC 3593 (Glx, Leo) im ES18: Beifang! Die Glx liegt etwas westl. des Leo-Triplett.
Direkt sichtbar, deutl. O-W elongiert. Kern flächig und etwas runder.

NGC 3569 (Glx, Leo) im ES18: Liegt zwischen θ Leo und Leo-Triplett. Diffus, rund, schwach, strukturlos, aber nicht klein.

M 95 & M 96 (Glx, Leo) im ES18: Beide etwas elongiert, M 95 etwas mehr. M 96 ist die deutlich hellere der beiden.

M 105, NGC 3384 & NGC 3389 (Glx-Gruppe, Leo, etwas nördl. von M 95/96) im ES18: M 105 ist die größte und hellste der drei, wirkt fast rund und zeigt keine Struktur. NGC 3384 ähnlich, nur ein wenig dunkler und länglicher. NGC 3389 wirkt deutl. dunkler, zeigt keinen hellen Kern und wirkt dadurch sehr flächig, ist dabei kaum kleiner als M 105.

SQM-Messung: 21,68/-69 m/″2

Hickson 44
Hickson 44

HCG 44 (Glx-Gruppe, Leo): HCG 44 ist die hellste Hickson-Gruppe. Bei diesem ersten Versuch habe ich nur nur 3 der 4 Glx gesehen (s. Skizze).
(1) NGC 3185, diffus, flächig, nur indirekt.
(2) NGC 3189 bzw. NGC 3190 (doppelt im NGC), elongiert, Kern kondensiert, hellste der drei.
(3) NGC 3193, klein, kondensiert.
Komponente d (NGC 3187) nicht gesehen. -> gelegentl. wiederholen!

SQM-Messung: 21,76 m/″2 (!), Seeing in Zenitnähe mittel bis gut, Temp.: 4° C.

M 104 Sombrerogalaxie (Glx (Sa), Vir): Sehr tiefstehend, daher schlechteres Seeing. Mit dem ES18 nördl. Hälfte & Bulge gut zu erkennen, laufen nach N weich aus. Im S ist die Glx scharf begrenzt (N-Kante des Staubbandes). Staubband-S-Kante nicht zu sehen. Versuch mit dem HR9 (211x, AP 1,68 mm): Bild zu dunkel, keine Verbesserung. Im N13 ist das Stb. indirekt zu sehen (reproduzierbar).

1:25 Uhr:
M 102 (= NGC 5866) (Glx, Dra): Klein, hell, gut erkennbar spindelförmig. Zwischen zwei Sternen gelegen.

NGC 5907, Splinter GalaxieNGC 5907 Splinter-Glx. (Glx, Dra) im N13:
Gelegen zwischen ι Dra und M 102. Groß, auffällige Kantenlage, sehr dünn. Hell, aber nicht kondensiert, leichter Bulge erkennbar.
Nachtrag (2018): Eigentlich sollte kein Bulge erkennbar sein. War wohl einfach die hellste Stelle.

1:30 Uhr:
SQM-Messung: 21,82 m/″2 – Spitzenwert in D (O. B.)
GG-Bestimmung: Feld 19: 17 St., Feld 1: 23 St. (O. B.)

NGC 2403
NGC 2403

NGC 2403 (= C7) (Glx, Cam) im ES18 & N13:
Schwach elongiert, fleckig. Im S ansatzweise Spiralarm (?). Flankierende Vordergrundsterne verhindern weitere Detailerkennung.

NGC 4236 (= C3) (Glx, Dra):
Groß, schwach, nicht kondensiert. Stern im S gaukelt noch größere Ausmaße vor. Die Glx wirkt unregelmäßig, genauere Details sind jedoch nicht auszumachen.

M109
M109

M 109 (Glx, UMa): Schwach, 3:1 elongiert, Spiralarme andeutungsweise, bes. im S.

M97
M97

M 97 Eulennebel (PN, UMa) mit und ohne UHC-Filter:
Groß, flächig. Im ES18 etwas unregelmäßig in der Fläche, aber die genaue Lage der „Eulenaugen“ ist nicht auszumachen. Im N13 sind diese indirekt sichtbar.

M 108 (Glx, UMa) im N13: Nahe M 97. Groß, 3:1 elongiert, auffälliger Vordergrundstern, blickweise spiralig*, Spiralstruktur aber nicht genau bestimmbar.
*Nachtrag zu M 108: „spiralig“ war eine Fehleinschätzung (sie ist keine SpGlx), „unregelmäßig“ wäre besser.

ca. 3:30 Uhr:
Dämmerung, Ende der Beobachtung


3. Nacht, 30.4.-1.5.

Wetter: Hereinziehende hohe Bewölkung war vorhergesagt, was sich aber nicht bewahrheitete. Die Nacht war zu 100% klar. Trocken, leichter, teils böiger Wind, der den 14″ oft erzittern ließ und ein paar mal aus der Position warf.

ab 20:20 Uhr:
Mondbeobachtung, anfangs noch im Hellen, bei sehr gutem Seeing. V bis 475x (HR9 + 2,25x-Barlow). Mondalter 4 Tage. Mare Crisium fast formatfüllend, sehr viele feine Details. Kontrast anfangs noch sehr flau, wird aber besser (SU war 20:35 Uhr).

20:50 Uhr:
Mond verliert an Höhe, Seeing wird schlechter. V zurück auf 211x (HR9 ohne Barlow). Danach immer noch besseres Seeing als für gewöhnlich in Berlin. Durch zunehmenden Kontrast wird der Mond immer eindrucksvoller.

22:40 Uhr:
Mond hellt den Himmel immer noch auf (MU erst um 1:15 Uhr), ansonsten klar.

M 106 (Glx, CVn): Erscheint oval, 1:3 bis 1:4 elongiert. Kondensierter, leicht länglicher Kern. Evtl. NNW-Ende etwas heller, das andere Ende diffuser. Scheibe wirkt insges. fleckig.

NGC 4220 (Glx, CVn): Klein, länglich, schwach, aber gerade eben direkt sichtbar, strukturlos. NW von M 106.

NGC 4217 (Glx, CVn): Klein, länglich, ähnl. schwach wie NGC 4220, aber durch Ansammlung von Sternen drumherum schwieriger zu beobachten. Nur indirekt.

Jupiter, 30.4.2017, Skizze aus der Erinnerung
Jupiter, 30.4.2017, N auf 2 Uhr

ca. 23:00 – 23:45 Uhr:
Jupiter im ED75 (254x): Wolkenbänder sehr detailiert. GRF wandert von anfangs fast mittig deutl. nach W heraus, sticht farblich hervor (rot-orange), ist von SEB durch einen dünnen, etw. helleren Rand deutlich getrennt. SEB, NEB und der Nordrand der STZ treten deutlich dunkel hervor. Einige auffällige Einbuchtungen der EB zu den TZ, auch weitere Details sichtbar. Bänder erscheinen grau-grünlich, deutl. weniger gesättigt als der GRF. Details in den helleren Zonen sind schwieriger zu erkennen als in den Bändern, da das Bild insges. sehr hell ist. Wolfgang fragt daher nach einem Graufilter, ein solcher ist jedoch nicht vorhanden. Farbfilter (orange & grün) bringen keinen Gewinn an Detailwahrnehmung.
Eine Zeichnung am Teleskop war ursprünglich beabsichtigt und hätte sich gelohnt, war aber bei dieser Vergr. zu anstrengend. Insgesamt eine Beobachtung mit überwältigend vielen Details.

0:20 Uhr:
Mond ist fast weg. Himmel nur noch leicht aufgehellt. SQM: 21,44 m/″2

2. Beobachtung von M 106 im ES18: Keine weiteren Details, eher weniger. Evtl. hat die Transparenz etwas nachgelassen.

M 51 (s. o.): Vergleich von Jürgens 12″ ES-Dobson mit 13 mm Hyperion (V: 115x, AP: 2,6 mm) vs. mein 14″ mit ES18 (V: 106x, AP: 3,36 mm):
Im 14″ geringfügig heller, Detail (Spiralarme) sind etwas leichter zu erkennen. Alles etwas definierter aber kaum mehr Details. Unterschied insges. eher gering.

0:45 Uhr:
M 81, M 82 (Glx, UMa):
Mit ES30: beide Glx im GF. M 81 groß, diffus, strukturlos, 1:2 elongiert. Kondensierter Kern. M 82 zeigt seine typische Zigarrenform, klar begrenzt. Im Inneren indirekt dunkle Struktur erkennbar.
Mit ES18: auch jetzt keine Struktur in M 81. Sie ist im S schärfer begrenzt als im N. Keine Sichtung von Holmberg IX (Begleiter von M 81). M 82: das unruhige Innere wird konkreter. Hellere und dunklere Stellen sichtbar.
Mit HR9: M 82: helle, unregelmäßige Struktur im Zentrum, begrenzt von dunkleren Gebieten (Staub). Weitere Staubstreifen weiter außen, bes im W. M 81: Holmberg IX weiterhin nicht sicher erkennbar. Indirekt evtl. als leichte Unregelmäßigkeit im diffusen Halo, aber unsicher und nur blickweise.

1:25 Uhr:
SQM 21,78 m/″2, bester Wert in dieser Nacht. Lichtglocke von Berlin scheint trotzdem etwas größer. Subjektiv ist die Transparenz nicht so gut wie in der vorherigen Nacht.

HCG 44 (Glx-Gruppe, Leo), Nachbeobachtung: Komponente d (NGC 3187) gesehen, jedoch nur indirekt und bei genauer Kenntnis der Position.

M 5 (KH, Ser) im HR9 u. N13:
nach all den Glx-Beobachtungen plötzlich ein sehr helles Objekt. Der KH ist bis ins Zentrum aufgelöst. Das Zentrum selbst ist umgeben von einem diffusen Schimmern, das wirkt, als läge es dahinter (die Masse der nicht-aufgelösten schwächeren Sterne). Sternketten, die sich von innen nach außen winden geben dem KH ein spinnenartiges Aussehen. Das N13 bringt, wie so oft, die geeignetere AP (bester Kompromiss zw. Helligkeit und Detailerkennung. AP: 2,4 mm).

M 13 (KH, Her):
Mit bloßem Auge: indirekt gut zu halten.
Mit N13: Gewaltiger Anblick. Größer, weniger kondensiert, aber nicht heller als M 5. Auch hier Sternketten und diff. Hintergrund. Wo M 5 mit einer Tarantel assoziiert wurde, scheint dies eher eine fette Vogelspinne.

M 92 (KH, Her) im N13: kleiner, kondensierter und evtl. gröber als M 13. Schöner Anblick.

Zum Abschluss der Nacht wünscht sich Olaf den Zirrus-Komplex im 14″ mit OIII-Filter. Beobachtet mit dem ES30. Insges. nicht so spektakulär wie auf dem letzten HTT. Evtl. lässt die Transparenz jetzt zu wünschen übrig. Hexenhand und Sturmvogel eindeutig zu sehen, waren aber schon mal besser. Pickerings Dreieck nur mühsam erkennbar.

3:10 Uhr: Ende der Beobachtung


Insgesamt ein extrem erfolgreicher Beobachtungsausflug. Die 2. Nacht bot den dunkelsten Himmel, den ich je erlebt habe und auch die 3. Nacht war überdurchschnittlich. Es wurden eine Menge interessanter Objekte, hauptsächlich Galaxien, am Frühlingshimmel beobachtet und dennoch bieten die Stb. Leo, CVn, UMa, Dra, Com und Vir für die Zukunft noch eine Unzahl weiterer Ziele für künftige Beobachtungen.